FRANZOSENKRAUT – unscheinbar am Wegesrand

Franzosenkarut (Galinsoga parviflora). Kleines Knopfkraut. Bild von Ute Mangold

Galinsoga parviflora CAV.
Familie der ASTERACEAE (Korblütler)

Unscheinbar und unerforscht. Kleine Schönheit am Wegesrand – das Knopfkraut. Es wird auch kleinblütiges Franzosenkraut genannt, da man dachte, Napoleons Truppen hätten es eingeschleppt. Und vielleicht auch, weil die kleine Blüte an die Knöpfe der Uniformen der französischen Truppen erinnert?

Ein typisches Unkraut, ein kleiner Neophyt. Heute ist es überall verbreitet, wo andere Pflanzen nicht wachsen mögen, oder wo es einfach Platz findet. Es ist klein, gesund und stört nicht. Es wächst im Garten, an sogenannten „Ruderalstellen“ – hier im Schwarzwald in der Nähe eines Kompost. Oder neulich zwischen den Häuserzeilen in Wuppertal-Vohwinkel. Interessant, das musste ich dann doch mal genauer untersuchen, wie es da hin kam. Und vor allem, so weit nördlich. Denn nicht aus Frankreich kommt das kleine Kraut, sondern ursprünglich aus einem hochgelegenen Dort in Kolumbien, will man Wikipedia glauben. Andere Quellen sprechen von Peru oder von Mexiko als Ursprungsland. So richtig erforscht ist das nicht. Und in meinen Heilkräuterbüchern finde ich es leider ebenfalls nicht. Keine Forschergruppe hat sich bisher diesem unscheinbaren Kräutlein gewidmet, doch wie viele Heilkräuter enthält es eine dichte Konzentration an Eisen, Vitaminen und Mineralstoffen, wie sie in einem Kopfsalat – mit dem es übrigens verwandt ist – nicht (mehr) zu finden sind. Und genau dafür ist es da: einen frischen Salatteller zu würzen und mit gesunden Inhaltsstoffen anreichern. Auch ein Wildspinat oder ein Smoothie kann damit zubereitet werden. Mehr dazu in meinem Blog zu KRÄUTER & GEMÜSE.

LAVENDEL – „Pflanze gewordener Himmel“

Lavandula officinalis L.
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Arzneidroge: Lavandulae flos

Jedes Jahr stellt der interdisziplinäre Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg eine „Arzneipflanze des Jahres“ vor – 2020 ist es der Echte Lavendel. Die beliebte, blau blühende Lippenblütler-Pflanze wird seit der Antike als Heilpflanze zur Beruhigung und Entspannung genutzt.

„Ein Lavendelfeld ist Pflanze gewordener Himmel, der sich auf die Erde gesenkt hat. Kein Blau ist so rein wie sein inniges Lavendelblau, das Lavendelfelder zum Meditationsteppich der sanften edlen Ruhe werden lässt. Der Lavendel ist der Innbegriff eines mediterranen Sommertraums voller Glück und entspannter Momente. Die weich-flaumig behaarten, schmalen Blätter des Lavendels verbreiten ihren edlen beruhigenden Duft. Wer mit den Händen durch dieses Blütenmeer fährt, spürt es wie das sänftigende Berühren des Himmels.“.
(“Lavendel Frischpflanzentüchlein – alpmed.ch”)

LAVANDULAE FLOS

Die Pflanzenheilkunde verwendet meist die lila Blüten (Lavandulae flos). Die Blüten werden vor dem Aufblühen gesammelt, so dass sich die angenehm aromatisch duftenden Blütenöle noch ungeöffnet in ihrem etwa 5mm langen Kelch befinden. Hauptsächlich in Südfrankreich gewinnt man das Lavendelöl. Das ätherische Öl des Lavendels wirkt unmittelbar beruhigend auf das Zentralnervensystem und löst Verspannungszustände.

Kulturgeschichte des Lavendels

Seit der Antike wurde Lavendel in der Kosmetik und Medizin verwendet, damals allerdings noch der Schopflavendel Lavandula stoechas. Der Name Lavendel rührt vom lateinischen Wort lavare, was „waschen“ bedeutet. Das Kraut wurde aber nicht nur zum Waschen und Baden verwendet, sondern fand früh Eingang in die Heilkunde.

Der römisch-griechische Arzt Dioskurides beschreibt um das Jahr 60 n.Chr. den Schopflavendel als „ein Kraut mit schlanken Zweigen, behaart wie Thymian, doch langblättriger und scharf im Geschmack und etwas bitter”. In Ägypten wird Lavendel seit alters her als Parfüm- und Räucherbestandteil genutzt.

Der Echte Lavendel hatte seine große Zeit mit Beginn der Klostermedizin. Seine Wirkung als natürliches Motten-Repellent erkannte Hildegard von Bingen, die große Heilkundlerin des frühen Mittelalters (1098 – 1179). Im Mittelalter nutzte man den Lavendel auch als Liebespflanze, Aphrodisiakum und wie heute als Raumduft mit gleichzeitig desinfizierendem Effekt.

Seit dem 19. Jahrhundert verstärkte man die Ernte und Verarbeitung des wildwachsenden Lavendels. Im 20. Jahrhundert wuchs daraus deine regelrechte Lavendel-Industrie. So wird in der heutigen Zeit der Echte Lavendel in der Naturmedizin als Beruhigungsmittel bei nervöser Unruhe und Schlaflosigkeit verwendet und in der Aromatherapie genutzt. Die Plantagen in der französischen Haute-Provence sind die wohl bekanntesten.

Botanik des Lavendels

Echter Lavendel ist ein graufilzig behaarter, aromatisch riechender Halbstrauch mit einer Höhe von 20 bis 80 Zentimetern. Er trägt lanzettförmige dunkelgrüne lederartige Blätter und Blütenstände, auf denen sechs- bis zehnblütige Scheinquirle mit tiefblauen kurz gestielten Blüten sitzen. Sowohl die Zweige als auch die Laubblätter und die Blütenkelche enthalten Öldrüsen.

„Lavendelarten kommen weltweit vor, sofern die Boden und Klimaverhältnisse stimmen. Er bevorzugt trockene warme Hänge und wird vielerorts kultiviert. Für Duft, Aroma und auch als Arznei. Angebaut wird er im gesamten Mittelmeerraum, hauptsächlich in Frankreich. In riesigen Lavendelfeldern. Unterschieden wird zwischen dem Echten Lavendel (Lavandula angustifolia) und dem Schopflavendel (Lavandula stoechas). Beide gehören zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae oder Labiatae).

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser mediterranen Arten erstreckt sich von den Kanarischen InselnMadeira über ganz Südeuropa bis zum östlichen Mittelmeer und Nordwestafrika. Als Standort werden GariguesMacchien, lichte Kiefernwälder auf trockenen, kalkfreien Böden bevorzugt.“ (wikipedia)

Zeichnung aus historischem Kräuterbuch. Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Illustration. Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen - List of Koehler Images
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Illustration. Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen – List of Koehler Images

Verwendung von Lavendel in der Pflanzenheilkunde

LAVANDULAE FLOS (Ph.Eur)

Die Pflanzenheilkunde verwendet meist die lila Blüten, sie werden vor dem Aufblühen gesammelt, so dass sich die angenehm aromatisch duftenden Blütenöle noch ungeöffnet in ihrem etwa 5mm langen Kelch befinden. 

Hauptsächlich in Südfrankreich gewinnt man das Lavendelöl. Die Blüten Lavandulae flos, bestehen aus den getrockneten und kurz vor der Entfaltung gesammelten Blüten des Echten Lavendel, Lavandula angustifolia MILLER sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung.

Inhaltsstoffe und Wirkstoffe des Lavendels 

Im Mittelmeerraum heimisch, steckt der Lavendel voller wertvoller ätherischer Öle. Wer seinen Geruch mag, kann nicht nur von den schlaffördernden Eigenschaften profitieren. Die Arzneidroge enthält mindestens 1,5% ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen. Getrocknete Lavendelblüten enthalten 1 bis 3 (in offizineller Qualität mindestens 1,3) Prozent (v/m) ätherisches Öl, ferner Lamiaceengerbstoffe und Phenolcarbonsäuren wie z. B. Rosmarinsäure. Ebenfalls verwendet wird das durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Lavendelöl. Dessen Hauptbestandteile sind (‒)-Linalool (20 bis 45 Prozent) und Linalylacetat (25 bis 47 Prozent), daneben kommen weitere Terpene bzw. Terpenabkömmlinge vor wie etwa cis-Ocimen, β-CaryophyllenLimonen und Terpinen-4-ol vor. (Quelle: wikipedia).

Anwendung und Wirkung von Lavendel

Innerlich angewendet wirkt der Lavendel beruhigend und entblähend.

Die wichtigsten Anwendungsgebiete des ätherischen Lavendelöls liegen heute im psychischen Bereich. Die beruhigenden, Stress mindernden, Angst lösenden und entspannenden Wirkungen stehen hier im Vordergrund. Ätherisches Lavendelöl wird bei Stress, Ängsten und Schlaflosigkeit empfohlen. Wirkt eher beruhigend und entspannend, während Baldrian als klassisches und sedierendes Einschlafmittel eingesetzt wird.

Dosierung:
Innerlich als Tee: 1-2 TL voll getrocknete Blüten pro Tasse.
Lavendelöl: 1-4 Tropfen (ca. 20-80 mg), z.B. auf ein Stück Würfelzucker
Äußerlich: Anwendung als Badezusatz, 20-100 g Lavandulae flos (getr. Lavendelblüten) auf 20 l Wasser

Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen sind keine bekannt.

Lavendel. Quelle: alpmed.ch

Wirksamkeitsbeleg in wissenschaftlichen Studien

Vor ein paar Jahren wurde ein Lavendel-Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um die um die Wirkung von hochdosiertem und definiertem Lavendel-Öl in Kapseln zu untersuchen. »Von Anfang an zeigte sich dabei eine Verbesserung von Schlafstörungen im Zusammenhang mit psychischer Belastung nach sechswöchiger Behandlung. Im Folgenden fokussierte sich die Forschung auf das Thema Unruhe und Angstzustände. In placebokontrollierten klinischen Studien konnte eine signifikante Wirksamkeit gezeigt werden, sagt Professor Dr. Bernhard Uehleke aus Berlin, der an der Forschung beteiligt war, in einer Pressemitteilung.

Zwei aktuelle Übersichtsarbeiten in »The World Journal of Biological Psychiatry« und »Phytomedicine« konnten die Wirksamkeit bei den beanspruchten Indikationen bestätigen. Ein weiterer Impuls kam aus der Grundlagenforschung, in der ein Mechanismus für eine beruhigende, angstlösende Wirkung über Calciumkanäle identifiziert werden konnte.

Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg

An der Universität Würzburg wurde 1999 ein interdisziplinärer Studienkreis zur Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde gegründet. Die Jury will die Geschichte von Pflanzen in der Medizin und ihre pharmazeutische Nutzung betonen und neben dem Verweis auf eine bestimmte Heilpflanze auch auf die wissenschaftliche Arbeit an der Hochschule aufmerksam machen. Der Vorschlag für den Echten Lavendel geht auf den 2019 verstorbenen Medizinhistoriker Dr. Johannes Gottfried Mayer zurück. Die Wahl des interdisziplinären Studienkreises Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde, der die Arzneipflanze des Jahres kürt, fiel auf den Lippenblütler aufgrund seiner vielfältigen Nutzung in der Geschichte und neu vorliegender Forschungsergebnisse.

Lavendelfeld mit Schmetterlingen in der Toskana. Foto: alpmed.ch
Lavendelfeld mit Schmetterlingen in der Toskana. Foto: alpmed.ch

LITERATURVERZEICHNIS & QUELLEN

(auf den Link klicken, dann kommst du zu meinem Literaturverzeichnis)

(c) Ute Mangold / wiesengenuss 2023. Alle Bilder und Texte sind urheberrechtlich geschützt.

SCHAFGARBE – eine alte Würz- und Heilpflanze

Historische Zeichnung Schafgarbe

Achillea millefolium L.
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Arzneidroge: Millefolii herba

Die Bezeichnung Schafgarbe geht auf die Beobachtung von Hirten zurück, die sahen, dass ihre Schafe die Schafgarbe bei Magenentzündungen bevorzugt fraßen, ein bitteres Pflänzchen, das sie sonst mieden. Die Schafgarbe ist eine große alte Heilpflanze, die schon in der Steinzeit den Menschen bekannt war und auch von den berühmten Ärzten der Antike beschrieben und empfohlen wurde. Sie wirkt unter anderem leicht krampflösend und antientzündlich. Auch als appetitanregendes Mittel, bei Frauenleiden und allgemein bei Verdauungsbeschwerden wird sie eingesetzt. Ihre Wirkungen werden mit denen der Kamille verglichen.

Zu Maria Himmelfahrt binden Gläubige die Schafgarbe in das Kräuterbüschel, dass in der Kirche geweiht wird. Anschließend hängt das Sträußchen an Haustüren, damit es Glück und Gesundheit bringt. Daneben dient Schafgarbe seit der Antike als Mittel zur Wundheilung und bei MagenDarm-Problemen.

Kulturgeschichte

Natur- und Kulturvölker sammelten seit der Steinzeit die in der Umgebung wachsenden Arten. Auf allen Kontinenten ist dies nachgewiesen. Vermutlich war zunächst die Ernährung das Ziel, doch entdeckten die Menschen auch die Würz- und Heilkraft der Pflanzen und fingen an, sie rund um ihre Wohnhöhlen, später Dörfer und Siedlungen anzubauen. Dies zeigten Pollenfunde aus steinzeitlichen Höhlen und auch an den berühmten jungsteinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee. Nachgewiesen sind Anpflanzungen von Kräutern wie KamilleBaldrianHolunderWegerichSchafgarbe, Lein, Hanf und Mohn. Auch Kümmel und der Urahn unserer heutigen Petersilie wurden nachgewiesen. Alles Pflanzen, die heute noch fast jeder kennt.

Noch älter sind die mindestens 60.000 Jahre alten Funde von Heilpflanzen Überresten an Gräbern im Zweistromland Mesopotamien und in Ägypten. Darunter die Samen von Schafgarbe und Eibisch. Auf die Idee, bestimmte Kräuter und Heilpflanzen für die eigene Gesundheit einzusetzen, kamen Menschen vermutlich auch durch die Beobachtung von Tieren, die bei Beschwerden instinktiv spezielle Pflanzen fraßen. Bestes Beispiel sind Schafe und die Schafgarbe.

Bereits bei dem griechisch-römischen Arzt Dioskurides, der im 1. Jahrhundert lebte, tauchte die Schafgarbe als „Tausendblättriges Soldatenkraut“ auf. Wohl, weil sie wegen ihrer blutstillenden Wirkung zur Wundheilung eingesetzt wurde. Hildegard von Bingen führt die Pflanze ebenfalls zur Heilung von äußeren und inneren Verletzungen an. In mittelalterlichen Kräuterbüchern wird sie außerdem als heilsam gegen Koliken, Zahnschmerzen, Frauenleiden und Verdauungsproblemen beschrieben. Indikationen, die später wissenschaftlich bestätigt wurden.

Ihr lateinischer Gattungsname „Achillea“ beruht nach Plinius auf der alten Sage, dass der thesaulische Centaur Cheiron Achilles, den Helden des Trojanischen Krieges, in der Heilkunde unterwiesen habe. Und zwar darin, die Pflanzen zur Heilung der blutenden Wunden seiner Krieger anzuwenden. 

Millefolium ist eine Lehnübersetzung vom griechischen myrióphyllon, was «mit unzähligen Blättern» bedeutet. Schaut man sich die Blättchen dieser schönen Wiesenpflanze genauer an, sieht man sie die vielen kleinen Blättchen, zart gefiedert wie Federn. Fast tausendblättrig, sind sie filigran unterteilt. 

Botanisches

Das Wort Garbe ist aus der althochdeutschen Garwa oder Garwe entstanden, was mit «die Bereitgestellte» oder «die Gesundmacherin» interpretiert wird. Andere volkstümliche Namen wie Bauchwehkraut, Blutstillkraut, Wundkraut, Frauendank oder Soldatenkraut geben einen Hinweis auf die Eigenschaften dieser alten Heilpflanze. 

Die Schafgarbe wächst häufig auf Wiesen, an Wegrändern, auf Ruderalflächen, Halbtrockenrasen und natürlich auf (Schaf-)Weiden. Sie mag eher trockene, warme und helle Standorte. In den Alpen steigt sie bis fast 2000 Meter hoch. Die Schafgarbe ist sehr weit verbreitet und gehört zu den Pionierpflanzen, die schnell Schutt- und Rohböden besiedeln. Hier festigt sie mit ihren Wurzelausläufern den Boden für andere Pflanzen.

Bei den Achillea-Arten handelt es sich um ausdauernde krautige Pflanzen, selten Halbsträucher, die Wuchshöhen von 6 bis zu 80 Zentimetern erreichen. Meist duftet die ganze Pflanze aromatisch. Im Frühling treibt das Rhizom eine Blattrosette aus. Später wächst ein Stängel, auf dem sich die Blüten bilden. Der glatte bis behaarte Stängel ist zäh und innen markhaltig. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt bis sitzend. Die Blattspreiten sind schmal und gefiedert. Die Schafgarbe blüht weiß bis rosa, ihre kleinen Blütenköpfchen sehen in dichten Scheindolden zusammen. Doch nicht nur als Heilpflanze, auch als Gewürz in einem Wildkräutermenü oder als Dekoration für einen Wildkräutersalat, ist die Schafgarbe zu schätzen.

Und mit ihren umfassenden heilenden Eigenschaften ist die Schafgarbe mit der Kamille vergleichbar.

Schafgarbe (Achilea millefolium) Foto: Ute Mangold, wiesengenuss

Inhalts- und Wirkstoffe

ACHILLEAE MILLEFOLII HERBA 

Bestandteil des Arzneimittels: Ist das Schafgarbenkraut, bestehend aus den frischen oder getrockneten und zur Blütezeit geernteten oberirdischen Teilen von Achillea millefolium L. sowie deren Zubereitung in wirksamer Dosierung. Sowie Schafgarbenblüten (Doldenrispen), ebenfalls getrocknet, sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung. Enthalten ist ätherisches Öl und andere Stoffe, siehe oben.  In der internationalen Apothekersprache wird die Schafgarbe als Achilleae millefolii herba / Schafgarbenkraut bezeichnet. (herba steht für Kraut). 

Inhalts- und Wirkstoffe

Die Gemeine Schafgarbe ist eine wertvolle und altbekannte Heilpflanze. Das Kraut enthält bis zu 0,2% ätherische Öle. Je nach Standort oder Herkunft der Pflanze setzen sie sich unterschiedlich zusammen. Neben den ätherische Ölen wie Azulen, Chamazulen, Kampfer und 1,8 Cineol kommen noch Gerbstoffe und andere Stoffe vor. Das Chamazulen, ein entzündungshemmender Stoff, der auch in der Kamille enthalten ist. Er verleiht dem Öl eine tiefblaue Farbe. Insgesamt beruht die Wirkung der Schafgarbe auf einem Stoffgemisch verschiedenster Stoffe. Wobei die  Flavonoide die krampflösenden Eigenschaften hervorrufen und die  Dicaffeoylchininsäuren die choleretische Wirkung hervorrufen (Benedek et al. 2007)

Wie bei vielen Heilpflanzen so gilt auch hier: Nicht ein Inhaltsstoff alleine, sondern alle Inhaltsstoffe wirken in Kombination antibiotisch, krampflösend und entzündungswidrig. 

Anwendung & Wirkung

Bei Einnahme: Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden wie leichte, krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Der Schafgarbe werden choleretische (Gallenabsonderung fördernde), antibakterielle, adstringierende (zusammenziehende), antiphlogistische (entzündungshemmende) und spasmolytisch, sprich krampflösende Eigenschaften zugeschrieben.

lt. Pharmawiki sind ihre Anwendungsgebiete

In der Küche

Schon im Vorfrühling lassen sich die fein zerteilten Blättchen ernten. Auf gemähten Wiesen ist die Ernte frischer grüner Blättchen bis in den späten Herbst möglich. Ihre Blütezeit reicht von Juni bis Oktober.

Die Schafgarbe ist eine essbare Heilpflanze. Ihre Blättchen schmecken zartbitter, kampferartig und aromatisch. Roh sollten sie wegen ihrer Bitterstoffe sparsam wie ein Gewürz eingesetzt werden. Doch es sind eben auch diese Bitterstoffe, die für die Heilwirkung dieser Pflanze verantwortlich sind. In Speisen sorgen sie durch ihre gallensekretionsfördernde Wirkung für eine leichtere Verdauung und wirken magenberuhigend. Am Tellerrand ausgelegt oder in einer Wildkräutersuppe wirken ihre Fiederblättchen sehr dekorativ. Aus der Schafgarbe lassen sich in Kombination mit anderen Wildkräutern wie Brennnessel, Gundermann und Taubnessel „wilde“ Gewürzmischungen herstellen. Für Farbe und Duft sorgen Veilchen oder Kornblumenblättchen.

In der Hausapotheke – Schafgarbe als Tee

Gegen Magenschmerzen hilft ein Schafgarbentee aus 2 gehäuften TL Kraut, die mit ¼ L kochendem Wasser überbrüht werden. Etwa 15 min ziehen lassen und dann abseihen. Der bittere Geschmack der Schafgarbe wird gemildert, wenn man die Blätter mit heißem Wasser überbrüht und den Tee mit etwas Honig süßt.

"Die Schafgarbe ist eine beliebte, klassische Heilpflanze. Schon im Altertum soll die Schafgarbe zur Wundheilung und zur Stillung von Blutungen verwendet worden sein.  Als Arzneidroge werden oberirdische Teile der Heimischen Schafgarbe (Achillea millefolium) wie Stängel, Blätter und die Blüten genutzt. Schafgarbenblüten sind als Offenware oder in Form von Teemischungen in Apotheken und Drogerien erhältlich. Aus den Blüten werden auch Extrakte hergestellt, die in Fertigarzneimitteln, zum Beispiel als Tropfen und Tabletten, erhältlich sind. "Schafgarbe im Leib, tut gut jedem Weib" heisst ein altes Sprichwort. Die Heilpflanze wirkt hauptsächlich auf die Unterleibsorgane, bei Krämpfen und schmerzhaften Monatsregeln, gegen Verdauungsstörungen, bei Blähungen, Appetitlosigkeit und chronischer Verstopfung. Sie regt den Stoffwechsel an und damit die Blutbildung, steigert den Appetit und die Lebertätigkeit. Für einen heilenden Schafgarbentee braucht es einen Teelöffel geschnittenes Kraut, der mit einer Tasse kochendem Wasser angerührt wird. Der Tee soll 10 Minuten zugedeckt ziehen. Eine viertel Stunde vor den Mahlzeiten soll eine halbe Tasse Schafgarbentee getrunken werden. Gegen Unterleibskrämpfe wirken warme Wickel mit Schafgarbenabsud sehr gut. Die Blüten der Schafgarbe werden auch zur Pflege der Gesichtshaut in Dampfbädern eingesetzt. Ätherische Öle der Schafgarbe sind sehr kostspielig, aber eine wertvolle Rarität. Verdünnt kann man das Öl einsetzen für Massagen, Kompressen, Sitzbäder, Fussbäder und in der Duftlampe. Verdünnt auf Stirn und Nacken gerieben hilft es beispielsweise gegen Kopfschmerzen. Sammeltipps: In der Blütezeit schneidet man das ganze blühende Kraut etwa eine Handbreit über dem Boden ab. Dann bindet man kleine Bündel aus den Pflanzen und hängt sie mit den Blüten nach unten an einen trockenen, schattigen Ort. Sobald die Pflanzen trocken sind, zerkleinert man sie und bewahrt sie kühl, trocken und lichtgeschützt auf." Quelle: Hauenstein 

Quellen & Literatur

  • Apotheken-Rundschau
  • Benedek B., Kopp B. Achillea millefolium L. s.l. revisited: recent findings confirm the traditional use. Wien Med Wochenschr, 2007, 157(13-14), 312-4 Pubmed
  • Deutsche Apothekerzeitung: Schafgarbe und Kamille in der Wundheilung
  • Digitales Herbarium, die Schafgarbe (Quelle: Herbal Hunter)
  • Mayer, Johannes Gottfried ; Uehleke, Bernhard ; Saum, Kilian: Handbuch der Klosterheilkunde. München: Zabert Sandmann, 2002.
  • https://www.pflanzen-deutschland.de/Achillea_millefolium.html
  • PharmaWiki.ch
  • Schafgarbe.org
  • Stern, Cornelia; Ell-Beiser, Helga: Phytotherapie in Theorie und Praxis (ISBN 978-3-03800-870), at Verlag, 2022
  • Willige, Alexander: Studienbriefe Phytotherapie 1-9, Impulse e.V.
  • wikipedia

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#GESCHICHTE der HEILPFLANZEN (1) – Von der STEINZEIT bis zu den KELTEN

Kräuter und Heilpflanzen schon im Tierreich

„Die Pflanzenheilkunde ist so alt wie die Menschheit selbst.“

Pharmakognostiker Alexander Tschirch 1856 – 1939

Kräuter werden seit Menschengedenken genutzt. Als Heilpflanzen und als Würzkräuter. Sie geben den Speisen Würze und ganz nebenbei sind sie auch noch gesund für uns. Gerade die Stoffe, die man sieht, riecht und schmeckt, also für Aroma und Duft sorgen, sind diejenigen, die zu unserer Gesundheit beitragen. Doch nicht nur zu unserer – auch Tiere wissen instinktiv welche Kräuter für sie gut sind und welche nicht. So kurieren sich kranke Schimpansen gezielt mit bestimmten Pflanzen und auch bei Gorillas und Orang Utans wurde beobachtet, dass eine Pflanze, die sonst zum Fressen links liegen gelassen wird, von kranken Tieren gefressen wird (Spektrum: Heilkundige im Tierreich).

Pflanzen helfen Pflanzen und sich selbst

Und auch Pflanzen profitieren von der Heilkraft anderer. Man denke nur an die stärkenden Pflanzenjauchen mit Rainfarn, Brennnessel oder Schachtelhalm. Und dann gibt es auch Kräuter und Heilpflanzen, von deren schädlingsabwehrenden Nachbarschaft andere Pflanzen ihren Nutzen haben (Stichwort: Ätherische Öle) oder selbst abgewehrt werden (Stichwort Allelopathie).

Vor 60.000 Jahren

Pollenfunde von Heilpflanzen aus der Steinzeit

Natur- und Kulturvölker sammelten seit der Steinzeit (und wahrscheinlich schon früher) die in der Umgebung wachsenden Arten. Auf allen Kontinenten ist dies nachgewiesen. Vermutlich war zunächst die Ernährung das Ziel, doch entdeckten die Menschen auch die Würz- und Heilkraft der Pflanzen und fingen an, sie rund um ihre Wohnhöhlen, später Dörfer und Siedlungen anzubauen. Dies zeigten Pollenfunde aus steinzeitlichen Höhlen und auch an den berühmten jungsteinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee. Nachgewiesen sind Anpflanzungen von Kräutern wie KamilleBaldrianHolunderWegerichSchafgarbe, Lein, Hanf und Mohn. Auch Kümmel und der Urahn unserer heutigen Petersilie wurden nachgewiesen. Alles Pflanzen, die heute noch fast jeder kennt. Noch älter sind die mindestens 60.000 Jahre alten Funde von Heilpflanzen Überresten an Gräbern im Zweistromland Mesopotamien und in Ägypten. Darunter die Samen von Schafgarbe und Eibisch.

Auf die Idee, bestimmte Kräuter und Heilpflanzen für die eigene Gesundheit einzusetzen, kamen Menschen vermutlich auch durch die Beobachtung von Tieren, die bei Beschwerden instinktiv spezielle Pflanzen fraßen. Bestes Beispiel sind Schafe und Schafgarbe. Hirten beobachteten, dass ihre Tiere bei Magenentzündungen vermehrt dieses, doch eigentlich so bittere, Kräutlein fraßen.

Von den Jägern und Sammlern zu den ersten Ackerbauern

In den früheren Kulturepochen, der Steinzeit vor 45.000 Jahren bis hin zum Ende der Eiszeit und der beginnenden Wiederbewaldung ab ca. 9600 v. Chr. (dem Holozän oder der Mittelsteinzeit) lebte der Mensch als Jäger und Sammler. Er ernährte sich von dem, was ihm die Natur bot. Diese über Jahrtausende hin gelebte Ernährungsweise hatte keine negativen Auswirkungen auf die natürliche Vegetation – der Mensch war selbst ein Teil der Natur.

Doch schon vor rund 11 000 Jahren, während Homo sapiens in Mitteleuropa noch als Jäger und Sammler durch Mitteleuropa streift – setzt Tausende Kilometer entfernt schon eine folgenschwere Entwicklung ein: Die Menschen lassen sich dauerhaft nieder. In einer Region, die sich vom Jordantal über den Südosten der Türkei bis in den Westen Irans erstreckt – dem Fruchtbaren Halbmond – experimentieren sie vermutlich schon an mehreren Orten und unabhängig voneinander mit den dort damals reichlich vorhandenen Wildgräsern, den Vorläufern von Emmer und Einkorn. So die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft. Im Laufe der Zeit wählten sie Pflanzen aus, deren Körner immer größer und leichter zu ernten sind. Diese werden von ihnen wieder ausgesät. So steigert sich langsam der Ertrag und sichert ihre Ernährung. Parallel dazu werden auch Ziegen, Schafe und später Rinder domestiziert. Ein langer mühsamer Prozess.

In Jahreszahlen nimmt man an, dass seit der Zeit von 6000 bis 5000 v. Chr. der Mensch mit dem gezielten Wildgetreideanbau in der Nähe der Siedlungsplätze begann. Im fruchtbaren Halbmond wohl schon früher. Da die Bevölkerung zunahm und möglicherweise auch aufgrund von Schlechtwetterperioden breitete sich der Mensch innerhalb von etwa 3 Jahrtausenden nach Westen aus und erreichte Südosteuropa etwa um 6000 v. Chr. wie Relikte von Siedlungen, Werkzeugen und Pflanzen im Gebiet des heutigen Bulgarien und Ungarn belegen. Entlang der Donau verbreitete sich der Ackerbau bis nach Mitteleuropa. Und auf einer Route an der Mittelmeerküste bis Frankreich und Spanien. Die Zeit des Ackerbaus, die etwa 5.500 bis 4.500 v. Chr. Begann, nennt man Jungsteinzeit.

Vor 5000 Jahren

Keilschrift Portraits von Kräutern und Heilpflanzen

Vor etwa 5000 Jahren lieferten uns Sumerische Tontafeln aus Mesopotamien erste schriftliche Nachweise über medizinische Rezepturen. In der altbabylonischen Kultur finden sich erste Portraits von Kräutern und Heilpflanzen. Und in Keilschrift berichteten sie auch schon über Importe von Kräutern.

Im 3. Jahrtausend vor Christus entstand in Ägypten eine der ältesten schriftlichen Sammlung über die Heilwirkung von Kräutern und etwa 1500 vor Christus der Papyrus Ebers‘. Eine über 18 m lange Papyrusrolle mit Kräuterrezepturen aus der ägyptischen Heilkunde. Weit über 80 Pflanzen, ihre Anwendung und Dosierung sowie über 700 Heilmittelrezepturen sind darin beschrieben. Sowie Zaubersprüche und Beschwörungen. Pflanzen wie Anis, Cassia, Bockshornklee, Fenchel, Kalmus, Kardamom, Koriander, Knoblauch, Kümmel, Minze, Mohn, Safran, Senf, Sesam, Thymian und Wermut werden erwähnt, die wir heute noch als Gewürze verwenden.

Auch später im assyrischen Reich (1900 bis 400 v.Chr.) waren auf 600 Tontäfelchen etwa 1000 Heilpflanzen erfasst. Und auch in der Bibel gibt es vereinzelt Erwähnungen von heilkräftigen Pflanzen wie Weihrauch, Myrrhe und Ysop.

Jungsteinzeit, ca. 4500 bis 1800 v. Chr. – die ersten Ackerbauern in Mitteleuropa

Die Anfänge des Ackerbaus in Mitteleuropa bewirkten einen entscheidenden Wandel in der Lebens- und Wirtschaftsweise des Menschen: Der Mensch wurde sesshaft und griff nun aktiv in die ihn umgebende Natur ein, indem er begann Wildpflanzen zu züchten. Die ersten Kulturpflanzen wie das Getreide entstanden. In dieser Zeit wurde auch aus der Wilden Möhre eine Pflanze mit fleischigerer Wurzel, heute Karotte, gelbe Rübe oder Möhre genannt.

Der Kaiser von China und 365 Heilpflanzen

Zur gleichen Zeit wie bei den Babylonieren – also vor rund 5.000 Jahren – entsteht unter Kaiser Shennong („Göttlicher Bauer“) in China eine handschriftliche Zusammenstellung von 365 Pflanzen mit gesundheitsfördernden Eigenschaften. Es wird angenommen, dass Shennong den alten Chinesen nicht nur ihre landwirtschaftlichen Praktiken beigebracht hat, sondern auch den Gebrauch von pflanzlichen Arzneimitteln. Kaiser Shennong Yan (炎帝) ist bekannt als der erste Kaiser des alten China, der nicht nur die landwirtschaftlichen Werkzeuge, sondern auch Kräuter zur Behandlung von Krankheiten für sein Volk erfand.

Indien und die alte Lehre des Ayurveda

Dieses geschlossene Heilsystem des Kaisers Shennong ist auch Grundlage der tibetanisch-chinesischen Heilkunde, welche neben dem Ayurveda, dem indischen Wissen vom Leben, als eines der ältesten Heilsysteme gilt. Zumindest als schriftliche Überlieferung. Denn in Indien entstanden ungefähr zur gleichen Zeit Aufzeichnungen über den Gebrauch von Naturarzneien in den Veden, dem Heiligen Wissen. Etwa 1500 Heilpflanzen wurden um 700 v. Chr. von einem Indischen Arzt in der ‚Charaka Samhita‘, einer Zusammenfassung medizinischer Abhandlungen festgehalten. Dem Kernstück des Ayurveda.

Der Mann vom Tisenjoch, auch Ötzi genannt

Der Mann vom Tisenjoch, allgemein bekannt als „Ötzi„, eine etwa 5300 Jahre alte Gletschermumie aus der ausgehenden Jungsteinzeit (Neolithikum) bzw. der Kupferzeit, führte Birkenporlinge vermutlich als Heilmittel mit sich. Heilpflanzen und therapeutische Tätowierungen zeugen von medizinischer Versorgung des 5.000 Jahre alten Eismannes. Schon zu Ötzis Lebzeiten gab es eine „hochentwickelte Kultur der Krankenfürsorge“, berichten Forscher im „International Journal of Paleopathology“. Davon würden die medizinisch wirksamen Pilze und Pflanzen sowie die möglicherweise therapeutischen Tätowierungen zeugen, die die 1991 entdeckte, 5.000 Jahre alte Gletschermumie mit sich bzw. am Körper trug. (Quelle: Der Standard AT)

Volksheilkundliches Wissen

Schriftliche Belege der Nutzung von Kräutern und Heilpflanzen gibt es also seit rund 5000 Jahren. Ärchäologische Belege schon seit über 60.000 Jahren. Doch über Generationen wurde das Wissen über den Anbau und Wirkung der Heilkräuter mündlich weitergegeben. Heute nennt man dies Volksheilkundliches Wissen oder Erfahrungswissen.
Vieles was über Jahrhunderte oder Jahrtausende an Wissen weitergegeben wurde, ist mittlerweile auch wissenschaftlich nachgewiesen. Doch nicht alles, so weit reicht die Wissenschaftliche Forschung noch nicht, was nicht bedeutet, dass das alte Wissen falsch sei. Im Gegenteil, die moderne Pharmakologie kommt immer wieder zum Ergebnis, wie sicher die „Alten“ mit der Pflanzenheilkunde umzugehen wussten.

Vor 3000 Jahren

Keltische Druiden und die Heilkraft der Mistel

Bei den Kelten waren es die Druiden, die als Heilkundige galten. Bei ihnen war es besonders der Kult um die Mistel, die von ihnen angewendet wurde. Mistelpräparate werden heute in der Krebsbehandlung eingesetzt.

„Bemerkenswert ist der Hinweis auf die Heiligkeit der Mistel. Man kennt schon seit langem frühkeltische Skulpturen von Herrschern oder Heroen, deren Kopfbedeckung, die sogenannte Blattkrone, stark an ein stilisiertes Mistelblatt erinnert. In einem der frühkeltischen Gräber, die auf dem Glauberg bei Büdingen gefunden wurden, entdeckte man tatsächlich die Überreste einer solchen, aus Draht und Leder gefertigten Kopfbedeckung – die Vermutung liegt nahe, dass der hier Begrabene auch religiöse Funktionen hatte.“ So steht es im SPIEGEL – Das Geheimnis der keltischen Druiden, 2017

Bronzezeit & die Kelten

Dinkel und Hülsenfrüchte

Von den ersten Getreidesorten hatte sich besonders der Dinkel durchgesetzt. Er wurde von der Bronzezeit (1800 bis 800 v.Chr.) bis ins Mittelalter in klimatisch günstigen Gebieten reichlich angebaut. Vor allem in Bereichen, die sich für den Weizen nicht eigneten.

Zuerst wohl als Beikräuter auf den Feldern, traten Hafer, Roggen und Emmer erstmals auf und zu der Rispenhirse gesellte sich noch die Kolbenhirse. Als erste Hülsenfrucht kam die Puffbohne wohl über Südeuropa über die Alpen nach Norden.

Im Hohenheimer Versuchsfeld ist eine Rodungsinsel der Bronzezeit dargestellt. Der Dinkel (Triticum spelta) macht hier den Hauptteil aus, da er bei Ausgrabungen bronzezeitlicher Siedlungsplätze besonders in Süddeutschland häufig gefunden wurde. Sein Ursprung liegt laut den Forschenden bis heute im Dunkeln, er ist nicht so alt wie Einkorn, Emmer und Gerste und besitzt auch keine wilden Vorfahren in der Wildgräserflora des Vorderen Orients. Die ältesten Dinkelfunde gibt es südlich vom Kaspischen Meer und es wird angenommen, dass der aus einer Kreuzung von Wildemmer mit einer Aegilops Art hervorgeht.

Aegilops, auch Ziegengras genannt, ist eine Wildgras Art, die von der Mittelsteinzeit bis zu den Kelten bekannt war. Aegilops speltoides und Aegilops squarrosa spielen eine wichtige Rolle in der Herkunft und Zucht des heutigen Weizens. (Quelle: Spektrum, Lexikon Biologie)

Landwirtschaft und Ernährung der Kelten

Die Kelten betrieben Ackerbau mit stählernen Pflügen, bauten Getreide wie Dinkel und Emmer an und hielten sich Haustiere zur Arbeit und Ernährung. Die keltische Landwirtschaft basierte auf Ackerbau und Viehzucht. Auf kleinen umzäunten Äckern wurden Getreide (Emmer, Dinkel, Gerste, Hirse) und Leguminosen (Saubohnen, Erbsen, Linsen) angebaut. Die Hülsenfrüchte waren wichtige pflanzliche Eiweißlieferanten. Hinzu kamen Zwiebeln, Lauch, Kohl und Rüben. Als wilde Gemüse wurden dazu noch Löwenzahn, Brennnessel, Rettich, Sellerie verzehrt.

Lein, auch Flachs genannt, wurde als Faser- und Ölpflanze angebaut. Sogar Berauschendes hatte die keltische Landwirtschaft im Angebot: Schlafmohn. Bereits seit der Bronzezeit war die stimulierende Wirkung der Milch der Samenkapseln bekannt. Mohn schätzten die Kelten auch als Gewürz- und Ölpflanze. (Quelle: Kelten.de – keltische-landwirtschaft).

Die keltische Landwirtschaft war anderen antiken Kulturen in vielerlei Hinsicht überlegen. So entwickelten die Kelten eine einfache Erntemaschine für Getreide; sie erfanden eine Reihe von Eisenwerkzeugen, betrieben Feldrotation und bewässerten ihre Felder höchst effektiv. Auch die Verwendung von künstlichem Dünger war der keltischen Landwirtschaft bekannt. Um den Ertrag ihrer Felder zu erhöhen, vermischten die Bauern den Dung ihrer Tiere mit Mergel oder Kalk. Küstenbewohner düngten ihre Felder mit Vogelkot und verwendeten Seegras zur Bodenverbesserung. Auch bei der Lagerhaltung erwiesen sich die Kelten als erfinderische Zeitgenossen. Für Getreide nutzten sie unterirdische Lager, Fleisch konservierten sie mit Salz. Nach der Erfindung der Töpferscheibe standen den Bauern und Händlern zudem praktische und leicht herzustellende Tongefäße zur Aufbewahrung und zum Transport ihrer Waren zur Verfügung.“ https://www.kelten.de/keltische-landwirtschaft

Feldversuch Universität Hohenheim

Urgetreide – Feldversuch an der Universität Hohenheim

An der Universität Hohenheim werden auf Versuchsfeldern Wilde Vorfahren von Getreidearten gezeigt, die heute noch im Nahen Osten in der Wildflora vorkommen. Dazu gehören Wild-Emmer (Triticum dicoccoides), Wild-Einkorn (Triticum boeoticum) und Wild-Gerste (Hordeum spontaneum). Aus diesen und anderen großfrüchtigen Wildgrasarten sind die Getreidearten Emmer, Einkorn und Gerste sowie der Zwergweizen (Primitivform unseres Saat-Weizens) im Nahen Osten entstanden.  

Den größten Flächenanteil auf dem Feldstück nehmen Emmer (Triticum dicoccon) und Einkorn (Triticum monococcum) ein, daneben wird noch Saat-Gerste (Hordeum vulgare) in der Form der Nackt- und Spelzgerste, etwas Saat-Weizen (Triticum aestivum) sowie wenig Flughafer (Avena fatua) und Roggen-Trespe (Bromus secalinus) angebaut. Die beiden letztgenannten sind möglicherweise nur als Unkraut in den Getreidefeldern vorgekommen.  

Die aus der Jungsteinzeit in Süddeutschland sicher nachgewiesenen Nutzpflanzen wurden hier ebenfalls auf kleinen Beeten ausgepflanzt bzw. ausgesät. Einige dieser Pflanzen sind auch heute aus unserer Küche nicht wegzudenken, beispielsweise Kümmel (Carum carvi) und Petersilie (Petroselinum crispum).  

Alle hier gezeigten Arten hat der prähistorische Mensch in der Jungsteinzeit jedoch sicher als Nahrungspflanzen verwendet und größtenteils gezielt angebaut. Einige Gewürz- und Salatpflanzen sind vielleicht auch nur in der Wildflora gesammelt worden, so wie es bei vielen Waldfrüchten und beim Wildobst schon immer üblich war. 

Die meisten unserer heimischen Obst- und Beerenarten haben ihre Vorfahren in der heimischen Waldvegetation und waren an ganz besonderen Standorten am Aufbau der Laubwälder beteiligt. Etliche dieser Wildobstarten wurden auch hier mit in die umgebenden Waldstücke gepflanzt oder an deren Rändern angesiedelt, so z.B. der Wildapfel (Malus sylvestris), die Wildbirne (Pyrus communis), die Vogelkirsche (Prunus avium), die Haselnuß (Corylus avellana), die Schlehe (Prunus spinosa) usw. So sind wohl auch Himbeere, Brombeere, Erdbeere usw. einheimische Pflanzen, die sich an einigen Stellen in den Waldstücken von selbst angesiedelt haben.

Quelle: Geschichte der Nutzpflanzen, Universität Hohenheim und https://www.presseportal.de/pm/118695/4633780

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Wie es nach den KELTEN weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Artikel

WALD – ‚Shinrin Yoku‘ auch Waldbaden genannt

Kennst du das? Hektischer Alltag. Verzettelung. Überstunden. Die Familie versorgen. Stress überall – und dann war da auch noch Corona. Abgrenzung war kaum mehr möglich. Auch, wenn du weißt wie es geht. Eigentlich. Die Türe schließen. Meditation, Yoga, Achtsamkeitsübungen…. doch das Gehirn gibt keine Ruhe. Ein Hamsterrad, das nicht mehr aufhört. In der Stille wird es immer lauter. Dunkle Gedanken kreisen. Stopp!

Ruhe. Denk an den Wald. Stille. Blätterrauschen. Das Grün der Blätter. Stell es dir vor. Allein die Farbe Grün kann schon etwas bei dir auslösen. Spürst du was?

Wenn möglich, geh in den Wald oder in einen Park. Heute noch. Dieser Duft! Die Farben des Herbstes. Der Geruch des modrigen Waldbodens. Feuchtes Moos. Die Rinde der Bäume. Ätherische Öle, Tannengeruch, Fichtennadelduft. Aromen überall. Duftstoffe. Schon mal von den heilsamen Terpenen gehört? Sie wirken positiv auf den Parasympathikus und beruhigen. Und als Nebeneffekt stimulieren sie das Immunsystem.

Sehen, Riechen, Hören, Fühlen – und auch Schmecken. Wecke all deine Sinne. Komm mit mir in den Wald.  Du wirst sehen es wirkt Wunder und das geht sogar virtuell. Allein der Anblick eines Waldes oder dieses Baumes löst etwas bei dir aus

Waldbaden – Shinrin yoku

Shinrin Yoku – so heißt die Naturheilmethode aus Japan, die nun auch immer mehr in Europa praktiziert wird. Beim „Waldbaden“ geht es darum, Stress abzubauen, die Gedanken abzuschalten und völlig in die einzigartige Atmosphäre des Waldes einzutauchen. Folge mir in den Wald. Atme seinen wunderbaren Duft und entspanne dich im Grün der Bäume und Kräuter. Ein Genuss mit allen Sinnen.

Wenn du Zeit hast, gehe eine halbe Stunde in den Wald. Wenn du keine Zeit hast, gehe eine Stunde in den Wald.

Der Wald macht den Menschen gesund und das ganz von allein. Das Rauschen der Blätter, die Duftstoffe der Bäume, Vogelgesang und Bachgeplätscher heilen den Menschen und stärken seine Gesundheit. Schon ein paar Minuten im Wald sind so gesund, dass sich der Blutdruck senkt, die Muskeln entspannen. Stress und Erschöpfung fallen von uns ab und die positiven Gefühle rücken in den Vordergrund. Und wer sich dreimal pro Woche im Wald oder Park entspannt, reduziert messbar seinen Stress. Und das ist auch noch wissenschaftlich erwiesen.

Waldbaden – Terpene, der Duft des Waldes

Waldluft ist gut für das Immunsystem, das haben japanische Forscher herausgefunden. Waldluft enthält Stoffe, die wir als typischen Duft des Waldes wahrnehmen. Wir verbinden ihn mit Moos, Fichtennadeln, Pilze, Waldboden – mit Ruhe, Spaziergang und frische Luft.

Die Duftstoffe werden auch ‚Terpene‘ genannt. Leicht flüchtige ätherische Öle, wie man sie aus Fichten- und Tannennadeln kennt. Das Einatmen der Waldluft wirkt wie ein Heiltrunk. Das durfte ich in der Schwarzwaldklinik bei einer mehrwöchigen Körper-Seele-Kur selbst erfahren und intensiv spüren. Das war gut so – denn als Biologin glaube ich nicht immer alles, was ich so lese. Ich muss es für mich selber erforschen. Und so machte ich mich auf die Suche nach den Wunderstoffen, die den Waldaufenthalt so wirksam machen.

Waldbaden – Das Immunsystem und die Killerzellen

Neuerdings werden sie sogar als „Anti-Krebs-Terpene“ bezeichnet, denn bei Testpersonen hatten sie eine immunstimulierende Wirkung. Läuft das Immunsystem auf Hochtouren können die Killerzellen auch Krebszellen abtöten. Bereits ein einziger Tag in einem Waldgebiet steigert die Zahl der natürlichen Killerzellen im Blut um fast 40 Prozent.

Wer zwei Tage hintereinander im Wald verbringt, steigert die Anzahl seiner natürlichen Killerzellen im Blut durchschnittlich um mehr als fünfzig Prozent. Wer nur einen Tag im Wald verbringt, hat für sieben Tage mehr natürliche Killerzellen im Blut als sonst.

Wald und Kräuter bei Siefersheim in Rheinhessen. Siefersheimer Kräuterhexen. Bild von Rachel Wirt, Fotografie

Es lebe der Sonntagsspaziergang! Im Wald, wo sonst. Und wer einen kleinen Waldurlaub von zwei bis drei Tagen verbringt, dessen Anteil der Killerzellen bleibt sogar für einen ganzen Monat erhöht. Dazu steigt deren Leistung noch durch die Waldtherapie! Das haben die japanischen Forscher herausgefunden.

Waldbaden – Der Waldspaziergang

Bei einem Waldspaziergang atmen wir Stoffe ein, mit denen Pflanzen untereinander Botschaften austauschen – sogenannte Terpene. Sie stärken unser Immunsystem. Für eine Studie der Nippon Medical School in Tokio quartierten die Forscher zwölf Testpersonen in einem Hotel ein. Bei der einen Hälfte wurde die Atemluft in der Nacht mit einem Mix aus Waldluft angereichert. Am nächsten Tag wiesen die Blutproben genau dieser Teilnehmer eine deutlich höhere Zahl und Aktivität der körpereigenen Killerzellen auf. Für Studienleiter Professor Qing Li eine bahnbrechende Erkenntnis.

„Mein Experiment hat gezeigt, dass die Terpene Immunzellen wie die natürlichen Killerzellen stimulieren, und das verstärkt die Wirkung der Immunfunktion“, sagt er. Der Pionier der Waldmedizin hofft, dass sich mit der Kraft der Bäume vielleicht sogar Krebserkrankungen verhindern lassen. „Vielleicht können Ärzte in Zukunft den Wald als Medizin verschreiben“, sagt er.

Schon der Anblick des Waldes genügt, damit der Puls sich verlangsamt und die Konzentration des Stresshormons Cortisol abnimmt, haben die Mediziner J. Lee und Bum-Yin Park bei Probanden in mehreren Feldstudien in japanischen Wäldern gemessen. „In unseren Feldstudien haben wir bewiesen, dass die Cortisol-Konzentration deutlich niedriger ist bei den Probanden, die einer Waldumgebung ausgesetzt sind als bei denen in einer städtischen Umgebung“, schreibt Bum-Yin Park, Wissenschaftler am Center for Environment, Health and Field Sciences der Universität Chiba in Japan. 

„Die Wirkung des Shinrin-yoku ist komplex und besteht aus allen Elementen, die mit den Sinnen erfasst werden können“, schreibt Park

Park hat Probanden in unterschiedlichen Regionen Japans in Laub- und Nadelwälder geschickt, darunter auch in Naturwälder und einen alten Buchenwald. Die Testteilnehmer sind spazieren gegangen, haben im Wald gesessen, in den Wald geschaut und gehorcht. Shinrin-yoku, Waldbaden, nennen die Japaner das tiefe Eintauchen in den Wald, das eine der beliebtesten Therapieformen in Japan ist. „Die Wirkung des Shinrin-yoku ist komplex und besteht aus allen Elementen, die mit den Sinnen erfasst werden können“, schreibt Park.

Zurück zu den Terpenen

Zu den Sinneseindrücken zählen Park und seine Kollegen auch die pflanzlichen Duftstoffe, mit denen Pflanzen untereinander und mit Tieren kommunizieren. Zu den Duftstoffen gehören mehrere Tausend Stoffe, so auch die schon erwähnten Terpene

Terpene sind flüchtige organische Substanzen, die seit dem Altertum aus zahlreichen Pflanzen, wie z.B. Eukalyptus, Pfefferminz, Lemongras, Zitronenbaum, Thymian, gewonnen werden. Bekannte Terpene sind z.B. Menthol oder Limonen, das z.B. auch in den Schalen von Zitronen vorkommt.

Bäume verströmen Terpene, um nützliche Insekten auf Schädlingsbefall aufmerksam zu machen. Oder um andere Bäume zu warnen, ihre chemischen Schutzmechanismen hochzufahren, wenn Fressfeinde in ihrer Umgebung sind. [mehr dazu…]

Die Farbe Grün und ihre Wirkung auf uns

„Wir verbinden mit Grün häufig Glück, Hoffnung und Zufriedenheit. Auf die Psyche wirkt Grün erholsam und ausgleichend und es soll Körper und Geist in Einklang bringen. Da Grün die Farbe der Natur ist, wirkt es auf das menschliche Auge besonders entspannend.“

Für uns Menschen ist es wichtig, dass unsere Sinne umfassend angesprochen werden. Genau das bietet der Wald: Riechen, Fühlen, Hören, Sehen und Schmecken. Wir riechen die Tannennadeln, das Holz, die Erde. Wir spüren die wohltemperierte Luftfeuchtigkeit. Wir lauschen dem Vogelgesang, dem Rascheln der Blätter und dem Rauschen des Windes. Wir sehen viel Grün, das Licht ist angenehm gedämmt und blendet nicht. Wer will, kann die Baumrinde und die frische Erde ertasten und von Waldbeeren naschen. Der Wald ist eine urvertraute Umgebung. Das entspannt und aktiviert den Teil des Nervensystems, der für Erholung zuständig ist: den Parasympathikus.

„Die vielfältigen Sinneseindrücke, wie das Zwitschern der Vögel und der Geruch von Tannennadeln, stimulieren die Aktivität des Parasympatikus“, so der Biologe Clemens Arvay. „Das ist ein wichtiger Teil unseres Nervensystems, der für Erholung und Regeneration bis auf Zellebene verantwortlich ist.“ Es sei bekannt, dass im hektischen Stadtleben der Gegenspieler des Parasympathikus, der Sympathikus, sehr aktiv ist. „Und deswegen brauchen gerade wir modernen Menschen diesen Wald als Ausgleich.“

Am stärksten wirkt sich der Wald auf die Psyche aus. Das seelische Wohlbefinden, die Stimmung und die Schlafqualität steigen, Angstgefühle werden weniger. Diese Wirkung ist umso stärker, je größer die seelische Belastung ist. Eine Rolle spielt dabei auch die Farbe Grün, die eine beruhigende Wirkung hat.

Eine der frühesten Studien zur gesundheitlichen Wirkung des Waldes erschien schon 1984 im Wissenschaftsmagazin „Science“. Demnach wirkt allein der Anblick von Bäumen messbar positiv. Patienten, die nach einer OP aus dem Krankenhausfenster ins Grüne schauten, wurden schneller gesund als die, die nur auf eine Hausmauer sahen. Die Patienten mit Baumblick benötigten auch weniger Schmerzmittel. 

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine große Studie des Umweltpsychologen Marc Berman 2015 an der Universität Chicago: Je weniger Bäume in einer Wohngegend stehen, desto höher das Risiko für typische Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Schwäche, Bluthochdruck oder Diabetes. Ein Waldspaziergang wirkt beruhigend. Britische Forscher wiesen zudem nach, dass Bewegung im Wald auch die Stimmung hebt und Stress abbaut.

Innere Ruhe, die vom Himmel fällt 

„Regen produziert ein Geräusch, das dem weißen Rauschen gleicht – Frequenzen, die unsere Sinneswahrnehmungen herunterfahren, uns entspannen und sogar Schlaf- und Erinnerungsvermögen verbessern können (hilft auch, Babys zu beruhigen). Die Gleichmäßigkeit der Regentropfen vermittelt unserem Körper ein Gefühl der Sicherheit.“ Quelle: carpe diem.

„Nichts kann einem die Tür zu sich selber besser öffnen als ein Spaziergang durch schlechtes Wetter“

Mark Twain

Wasser, Kräuter, Bewegung und innnere Balance

Die Lehre des Sebastian Kneipp vereint die fünf Säulen Innere Balance, Genuss, Kräuter, Bewegung, und Wasser zu einem ganzheitlichen Ansatz für gesundes Leben. Die Rückbesinnung auf die Kraft der Natur, auf die Wirksamkeit von Wasser und Heilpflanzen und Bewusste Lebensführung ist heute so aktuell wie nie. Quelle: Kneipp.com / Wissen

“Alles, was wir brauchen, um gesund zu bleiben, hat uns die Natur reichlich geschenkt.“ Sebastian Kneipp

Kneippkuren gehören zu den wohl bekanntesten Wasseranwendungen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Kneipp-Kur nach Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) salonfähig. Kneipp fand heraus, dass das Gehen in eiskaltem Wasser die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und dadurch das Immunsystem gestärkt wird. Hierfür verfügen die staatlich anerkannten Kneippkurorte über Einrichtungen für Anwendungen wie kalte und heiße Güsse, Wechselbäder, Waschungen, Taulaufen oder Wassertreten. Außerdem liegen Schwerpunkte auf dem seelischen Ausgleich, Kräuteranwendungen, Bewegungsanreize und einer optimierten Ernährung. (Quelle: Heilbäder-BW.de)

In diesem Sinne, wünsche ich euch eine wundervolle Erholung beim Spaziergang in der frischen Luft. Bei Regen, Schnee und Schietwetter. Egal, es ist immer schön im Wald.

Quellen & Links


Terra X „Unsere Wälder“

ZDF DOKU Terra X – UNSERE WÄLDER (1/3) DIE SPRACHE DER BÄUME