LAVENDEL – „Pflanze gewordener Himmel“

Lavandula officinalis L.
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Arzneidroge: Lavandulae flos

Jedes Jahr stellt der interdisziplinäre Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg eine „Arzneipflanze des Jahres“ vor – 2020 ist es der Echte Lavendel. Die beliebte, blau blühende Lippenblütler-Pflanze wird seit der Antike als Heilpflanze zur Beruhigung und Entspannung genutzt.

„Ein Lavendelfeld ist Pflanze gewordener Himmel, der sich auf die Erde gesenkt hat. Kein Blau ist so rein wie sein inniges Lavendelblau, das Lavendelfelder zum Meditationsteppich der sanften edlen Ruhe werden lässt. Der Lavendel ist der Innbegriff eines mediterranen Sommertraums voller Glück und entspannter Momente. Die weich-flaumig behaarten, schmalen Blätter des Lavendels verbreiten ihren edlen beruhigenden Duft. Wer mit den Händen durch dieses Blütenmeer fährt, spürt es wie das sänftigende Berühren des Himmels.“.
(“Lavendel Frischpflanzentüchlein – alpmed.ch”)

LAVANDULAE FLOS

Die Pflanzenheilkunde verwendet meist die lila Blüten (Lavandulae flos). Die Blüten werden vor dem Aufblühen gesammelt, so dass sich die angenehm aromatisch duftenden Blütenöle noch ungeöffnet in ihrem etwa 5mm langen Kelch befinden. Hauptsächlich in Südfrankreich gewinnt man das Lavendelöl. Das ätherische Öl des Lavendels wirkt unmittelbar beruhigend auf das Zentralnervensystem und löst Verspannungszustände.

Kulturgeschichte des Lavendels

Seit der Antike wurde Lavendel in der Kosmetik und Medizin verwendet, damals allerdings noch der Schopflavendel Lavandula stoechas. Der Name Lavendel rührt vom lateinischen Wort lavare, was „waschen“ bedeutet. Das Kraut wurde aber nicht nur zum Waschen und Baden verwendet, sondern fand früh Eingang in die Heilkunde. Der römisch-griechische Arzt Dioskurides beschreibt um das Jahr 60 n.Chr. den Schopflavendel als „ein Kraut mit schlanken Zweigen, behaart wie Thymian, doch langblättriger und scharf im Geschmack und etwas bitter”. In Ägypten wird Lavendel seit alters her als Parfüm- und Räucherbestandteil genutzt.

Der Echte Lavendel hatte seine große Zeit mit Beginn der Klostermedizin. Seine Wirkung als natürliches Motten-Repellent erkannte Hildegard von Bingen, die große Heilkundlerin des frühen Mittelalters (1098 – 1179). Im Mittelalter nutzte man den Lavendel auch als Liebespflanze, Aphrodisiakum und wie heute als Raumduft mit gleichzeitig desinfizierendem Effekt.

Seit dem 19. Jahrhundert verstärkte man die Ernte und Verarbeitung des wildwachsenden Lavendels. Im 20. Jahrhundert wuchs daraus deine regelrechte Lavendel-Industrie. So wird in der heutigen Zeit der Echte Lavendel in der Naturmedizin als Beruhigungsmittel bei nervöser Unruhe und Schlaflosigkeit verwendet und in der Aromatherapie genutzt. Die Plantagen in der französischen Haute-Provence sind die wohl bekanntesten.

Botanik des Lavendels

Echter Lavendel ist ein graufilzig behaarter, aromatisch riechender Halbstrauch mit einer Höhe von 20 bis 80 Zentimetern. Er trägt lanzettförmige dunkelgrüne lederartige Blätter und Blütenstände, auf denen sechs- bis zehnblütige Scheinquirle mit tiefblauen kurz gestielten Blüten sitzen. Sowohl die Zweige als auch die Laubblätter und die Blütenkelche enthalten Öldrüsen.

„Lavendelarten kommen weltweit vor, sofern die Boden und Klimaverhältnisse stimmen. Er bevorzugt trockene warme Hänge und wird vielerorts kultiviert. Für Duft, Aroma und auch als Arznei. Angebaut wird er im gesamten Mittelmeerraum, hauptsächlich in Frankreich. In riesigen Lavendelfeldern. Unterschieden wird zwischen dem Echten Lavendel (Lavandula angustifolia) und dem Schopflavendel (Lavandula stoechas). Beide gehören zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae oder Labiatae). Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser mediterranen Arten erstreckt sich von den Kanarischen InselnMadeira über ganz Südeuropa bis zum östlichen Mittelmeer und Nordwestafrika. Als Standort werden GariguesMacchien, lichte Kiefernwälder auf trockenen, kalkfreien Böden bevorzugt.“ (wikipedia)

Zeichnung aus historischem Kräuterbuch. Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Illustration. Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen - List of Koehler Images
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Illustration. Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen – List of Koehler Images

Verwendung von Lavendel in der Pflanzenheilkunde

LAVANDULAE FLOS (Ph.Eur)

Die Pflanzenheilkunde verwendet meist die lila Blüten, sie werden vor dem Aufblühen gesammelt, so dass sich die angenehm aromatisch duftenden Blütenöle noch ungeöffnet in ihrem etwa 5mm langen Kelch befinden. 

Hauptsächlich in Südfrankreich gewinnt man das Lavendelöl. Die Blüten Lavandulae flos, bestehen aus den getrockneten und kurz vor der Entfaltung gesammelten Blüten des Echten Lavendel, Lavandula angustifolia MILLER sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung.

Inhaltsstoffe und Wirkstoffe des Lavendels 

Im Mittelmeerraum heimisch, steckt der Lavendel voller wertvoller ätherischer Öle. Wer seinen Geruch mag, kann nicht nur von den schlaffördernden Eigenschaften profitieren. Die Arzneidroge enthält mindestens 1,5% ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen. Getrocknete Lavendelblüten enthalten 1 bis 3 (in offizineller Qualität mindestens 1,3) Prozent (v/m) ätherisches Öl, ferner Lamiaceengerbstoffe und Phenolcarbonsäuren wie z. B. Rosmarinsäure. Ebenfalls verwendet wird das durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Lavendelöl. Dessen Hauptbestandteile sind (‒)-Linalool (20 bis 45 Prozent) und Linalylacetat (25 bis 47 Prozent), daneben kommen weitere Terpene bzw. Terpenabkömmlinge vor wie etwa cis-Ocimen, β-CaryophyllenLimonen und Terpinen-4-ol vor. (Quelle: wikipedia).

Anwendung und Wirkung von Lavendel

Innerlich angewendet wirkt der Lavendel beruhigend und entblähend.

Die wichtigsten Anwendungsgebiete des ätherischen Lavendelöls liegen heute im psychischen Bereich. Die beruhigenden, Stress mindernden, Angst lösenden und entspannenden Wirkungen stehen hier im Vordergrund. Ätherisches Lavendelöl wird bei Stress, Ängsten und Schlaflosigkeit empfohlen. Wirkt eher beruhigend und entspannend, während Baldrian als klassisches und sedierendes Einschlafmittel eingesetzt wird.

Dosierung:
Innerlich als Tee: 1-2 TL voll getrocknete Blüten pro Tasse.
Lavendelöl: 1-4 Tropfen (ca. 20-80 mg), z.B. auf ein Stück Würfelzucker
Äußerlich: Anwendung als Badezusatz, 20-100 g Lavandulae flos (getr. Lavendelblüten) auf 20 l Wasser

Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen sind keine bekannt.

Lavendel. Quelle: alpmed.ch

Wirksamkeitsbeleg in wissenschaftlichen Studien

Vor ein paar Jahren wurde ein Lavendel-Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um die um die Wirkung von hochdosiertem und definiertem Lavendel-Öl in Kapseln zu untersuchen. »Von Anfang an zeigte sich dabei eine Verbesserung von Schlafstörungen im Zusammenhang mit psychischer Belastung nach sechswöchiger Behandlung. Im Folgenden fokussierte sich die Forschung auf das Thema Unruhe und Angstzustände. In placebokontrollierten klinischen Studien konnte eine signifikante Wirksamkeit gezeigt werden, sagt Professor Dr. Bernhard Uehleke aus Berlin, der an der Forschung beteiligt war, in einer Pressemitteilung. Zwei aktuelle Übersichtsarbeiten in »The World Journal of Biological Psychiatry« und »Phytomedicine« konnten die Wirksamkeit bei den beanspruchten Indikationen bestätigen. Ein weiterer Impuls kam aus der Grundlagenforschung, in der ein Mechanismus für eine beruhigende, angstlösende Wirkung über Calciumkanäle identifiziert werden konnte.

Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg

An der Universität Würzburg wurde 1999 ein interdisziplinärer Studienkreis zur Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde gegründet. Die Jury will die Geschichte von Pflanzen in der Medizin und ihre pharmazeutische Nutzung betonen und neben dem Verweis auf eine bestimmte Heilpflanze auch auf die wissenschaftliche Arbeit an der Hochschule aufmerksam machen. Der Vorschlag für den Echten Lavendel geht auf den 2019 verstorbenen Medizinhistoriker Dr. Johannes Gottfried Mayer zurück. Die Wahl des interdisziplinären Studienkreises Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde, der die Arzneipflanze des Jahres kürt, fiel auf den Lippenblütler aufgrund seiner vielfältigen Nutzung in der Geschichte und neu vorliegender Forschungsergebnisse.

Lavendelfeld mit Schmetterlingen in der Toskana. Foto: alpmed.ch
Lavendelfeld mit Schmetterlingen in der Toskana. Foto: alpmed.ch

LITERATURVERZEICHNIS & QUELLEN

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