Die SCHLEHE – eine noch unbekannte Heilpflanze

PRUNUS SPINOSA L.
Familie der Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung Steinobstgewächse (Amygdaleae)

Illustration von der Schlehe (Prunus spinosa) von O.W. Thomé (1885), gemeinfrei von commons.wikimedia.org.
Autor: O. W. Thomé (1885), gemeinfrei von commons.wikimedia.org. und https://www.bewie.de/eukaryoten/flora/schlehe/

Wie von tausend weißen Schneeflocken übersät, strotzt die Schlehenhecke voller Kraft dem Licht des Frühlings entgegen. Nun im Vorfrühling, Anfang März, ist es wieder so weit, der dornige Strauch am Wegesrand zeigt sich voller kleiner weißer Blüten. Was ein Duft! Zart wie seine feinen Blüten strömt er uns schon von weitem entgegen. Alle Bienen in der Umgebung haben ihn schon entdeckt. Ein „Gesummse und Gebrummse“ tönt aus dem Strauch. Noch vor den Blättern zeigen sich die weißen, kleinen, nach süßherber zarter Bittermandel duftenden Blüten, die so dicht über die ganze Zweiglänge an kurzen Trieben stehen, dass der ganze Strauch weiß übersät ist. „Der durch diese Blütenpracht vom Geist berührte Strauch wirkt wie kleine weiße Wolken in der Landschaft“ schreibt alpmed in seinem Kräuterbüchlein.

Ganz unromantisch und dennoch heute immer noch zutreffend beschreibt Hildegard von Bingen den Schlehdorn in ihrer ‚Physica‘ so: „Und die Frucht des Schlehdorns, nämlich die Schlehen, süße mit Honig und iss sie oft auf diese Weise, dann wird die Gicht in dir weichen. Aber wer im Magen schwach ist, brate Schlehen […] oder koche sie in Wasser und esse sie oft, dies führt den Unrat und den Schleim vom Magen ab. Und wenn er ihre Kerne mitisst, wird es ihm nicht schaden.“

In den Deutschen Pflanzensagen aus dem Jahr 1864 schreibt Anton Franz Ritter von Perger  „Die Blüthe des Schehenstrauchs (Prunus spinosa) wird von den Landleuten als ein blutreinigendes Frühlingsmittel betrachtet. Die ersten drei Schlehenblüten, die man antrifft, helfen gegen das Fieber. Der Schlehenstrauch heißt wegen seiner dunklen Zweige auch Schwarzdorn und hegt eine so große Feindschaft gegen den Weißdorn (Crataegus), daß er in dessen Nähe verdorrt; wenn also Schlehenholz zu bösen Zauber benützt wurde, konnte dieser leicht durch Weißdornzweige gehoben werden.“

Die Schlehe als Heilpflanze – Historisches

Die Schlehe ist eine alte Heilpflanze, zwar war sie den griechischen oder arabischen Ärzten nicht bekannt. Vielleicht, da sie ein typisch mitteleuropäisches Gewächs ist und eher kühlere Lagen liebt. So spielte die Schlehe in den Mythen der Germanen und Kelten eine große Rolle. Ihre Blüten und Früchte waren jahrhundertelang Bestandteil der Volksmedizin. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern bei Hildegard von Bingen oder auch Konrad von Megenberg wird sie als ein Mittel gegen Durchfall beschrieben. Die Blüten wurden auch bei Herz- und Magendrücken, der Saft der Beeren bei Zahnfleischentzündungen verwendet. In der Erfahrungsheilkunde waren die Blüten innerlich bei Erkältungskrankheiten und Magen-Darm-Beschwerden empfohlen.  In der modernen Kräutermedizin sind die Früchte der Schlehe bei leichten Schleimhautentzündungen im Mund und Rachenraum wissenschaftlich anerkannt, auch wenn sie als Heilpflanze leider in Vergessenheit geraten ist. Heute noch verwendet werden vor allem die Früchte des Schlehdorns als Tee oder auch als Schlehensaft oder -gelee. Gegenanzeigen und Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Doch durch ihren hohen Gerbstoffgehalt und Gehalt an Amygdalin können Überdosierungen zu Reizungen der Magenschleimhaut führen.

Die Schlehe ein Rosengewächs – Botanisches

Die Gewöhnliche Schlehe (Prunus spinosa) gehört zu den Rosengewächsen (Rosaceae) und innerhalb dieser großen Pflanzenfamilie zu den Amygdaleae, den Steinobstgewächsen. Die Gattung Prunus umfasst über 200 Arten. Von der Kirschpflaume über die Zwetschge, Aprikose, Pfirsich bis hin zur Mandel, es gibt unter den botanisch verwandten der Schlehe viele wichtige Obstbäume und Zuchtformen. Wild ist noch die Schlehe, wegen ihrer Dornen und dunklen Rinde auch als Schlehdorn oder Schwarzdorn bezeichnet. Zusammen mit der ihr zum Verwechseln ähnelnden Kirschpflaume (Prunus cerasifera) gilt sie als Elternteil der Kulturpflaume (Prunus domestica). Diese sind jedoch nicht so stachelbewehrt wie der wilde Schlehdorn.

Der Schlehdorn (Prunus spinosa), auch Schlehendorn(Gemeine) SchleheSauerpflaumeHeckendornSchwarzdorn oder Deutsche Akazie genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus, die zur Tribus der Steinobstgewächse (Amygdaleae) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört (wikipedia).

Der Schlehdorn ist ein Frühlingsbote und blüht noch bevor sich seine Blätter zeigen je nach Region schon im März oder im April. Seine leicht nach Bittermandel duftenden, kleinen, fünfzähligen Blüten erinnern an die Blüten des Apfels, der Birne oder auch der Kirschblüten, die derselben Pflanzenfamilie angehören.  Erst nach dem Blühen entwickeln sich die eiförmig, ovalen und am Rand gesägten Blätter. Im Spätsommer wachsen die an kleine Pflaumen erinnernden schwarzbläulichen Früchte mit grünem und herb-saurem Fleisch. Sie sind roh kaum genießbar, da sie so gerbstoffreich sind, dass sich im Mund alles zusammenzieht.

Es heißt, dass die Schlehenfrüchte erst nach dem ersten Frost im Oktober/November geerntet werden, da sie durch die Kälteeinwirkung süßer werden. Doch dies stimmt nur bedingt. Das Durchfrieren zerstört die Zellwände, womit der Fruchtsaft leichter austreten kann. Schlehenfrüchte enthalten genauso viel Zucker wie ein Apfel, die Süße wird jedoch überlagert von den Gerbstoffen (Tanninen), die unsere Geschmackszellen blockieren. Bei frostfreier und kühler Lagerung werden die Tannine langsam abgebaut (ähnlich wie beim Wein). Dieser Prozess des Nachreifens lässt die Schlehenfrüchte von Tag zu Tag milder und süßer werden. Die bitteren Gerbstoffe sind jedoch auch für ihre Heilwirkung verantwortlich, dazu später mehr.

Die Schlehe – Ökologische Bedeutung

Die Schlehe liebt sonnige Hügel und trockene, lichte Laubwälder mit kalkhaltigem, tiefgründigem Boden. Man trifft sie häufig an Waldrändern, in Gebüschen und Hecken an. Der dunkle Strauch kann bis zu drei Meter hoch werden. Seine Zweige sind dornenbesetzt. Dabei handelt es sich um kleine Seitentriebe, die zu Dornen umgewandelt wurden. Im zeitigen Frühjahr kann die Schlehe leicht mit den Kirschpflaumen (Prunus cerasifera) oder wilden Zwetschgen verwechselt werden. Sie blühen noch vor der Schlehe (hier in Südbaden schon Anfang März). Diese Sträucher bzw. niedrige Bäume, die bis zu fünf bis acht Meter hoch werden können, sind wie die Schlehe ebenfalls über und über mit kleinen weißen Blüten übersät – sie haben jedoch keine Dornen. 

Die Heimat des Schlehdorns erstreckt sich über EuropaVorderasien bis zum Kaukasus und Nordafrika. In Nordamerika und Neuseeland gilt er als eingebürgert. Im hohen Norden und auf Island sind keine Bestände belegt. Er vermehrt sich durch Aussaat und durch Wurzelausschläge (wikipedia).

Die Schlehen sind in der Kulturlandschaft von wichtiger ökologischer Bedeutung, denn im dornigen dichten Schlehengebüsch können sich zahlreiche Tiere verstecken und zahlreiche Vögel finden hier ihre Nistmöglichkeiten. Die Dornen dienen dem Neuntöter zum Aufspießen von Insekten.

Blühender Schlehenbusch. Von Neptuul - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, wikimedia commons.
Blühender Schlehenbusch.
Von Neptuul – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, wikimedia commons

Die Schlehe – in der Erfahrungsheilkunde

In der Volksmedizin werden die Blüten bei Erkältungskrankheiten und Magen-Darm-Beschwerden empfohlen. Als wirksame Bestandteile gelten die in ihnen enthaltenen Flavonoide, die auch als Radikalfänger gelten. Dazu sind diese gefäßwirksam sind und sorgen für fiebersenkendes Schwitzen bei grippalen Infekten. Ein Tee aus den frischen Blüten im März bis April gilt als Frühjahrskur und willkommenes Blutreinigungsmittel. Er gilt als magenstärkend und entschlackend über Darm und Niere. „Schlehenblüten sind das schuldloseste (=harmloseste) Abführmittel, das es gibt“ – so schrieb schon der Kräuterpfarrer Sebastian Kneipp.

„Die Blüten, Rinde und Früchte wirken adstringierend (zusammenziehend), harntreibend, schwach abführend, fiebersenkend, magenstärkend und entzündungshemmend. Ein Blütenaufguss wird besonders bei Kindern bei Durchfallerkrankungen, bei Blasen- und Nierenproblemen und Magenbeschwerden eingesetzt.[17] Schlehenelixier gilt als geeignetes Stärkungsmittel nach Infektionskrankheiten.[18] Als besonders wirksam galt Schlehdorn früher, wenn er etwa zwischen dem 15. August und 15. September (im Frauendreißiger) gesammelt wurde.[19]“ (Quelle: wikipedia – Schlehdorn).

Die Schlehe – Inhaltsstoffe & Wirkungen

Die Schlehe ist wie Eiche, Walnuss und viele Rosengewächse bekannt für ihren Gerbstoffgehalt. Die Gerbstoffe in der Schlehe haben adstringierende Eigenschaften, was bedeutet, dass sie dazu neigen, Körpergewebe zu straffen oder zu festigen. Wie schon erwähnt, werden in der traditionellen Medizin adstringierende Substanzen oft zur Behandlung von Durchfall, Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie zur Unterstützung der Wundheilung eingesetzt.

Insgesamt enthalten Schlehenfrüchte einen hohen Anteil an Polyphenolen, diese sind für ihre antioxidative Wirkung bekannt. Polyphenole werden auch als bioaktive Substanzen in Pflanzen bezeichnet, sie kommen in Form von Farbstoffen, als Flavonoide und Anthocyane vor und als Geschmacksstoffe und Gerbsäuren. Dazu enthalten Schlehenfrüchte Fruchtsäuren, Vitamin C und Pektin.

Die in den Schlehenfrüchte enthaltenen großen Gerbstoffmengen (Tannine) wirken adstringierend. Ähnlich wie bei der Ledergerbung sorgen sie dafür, dass sich die Haut zusammenzieht – in dem Fall empfindlichen Schleimhäute im Mund und Magen-Darm-Trakt – und dadurch unempfindlicher wird für das Eindringen schädlicher Stoffe. Durch die Koagulation von Eiweißstoffen können sie auch Bakterien und Viren in ihrer Aktivität bremsen.

Die Blüten enthalten ebenfalls Polyphenole, in Form von Flavonoiden und Flavonglykosiden (Quercitrin, Rutin, Hyperosid) dazu Proanthocyanide, Triterpene und Sterole sowie Spuren von Amygdalin (dem Stoff der Bittermandel).

Die Samen des Schlehdorns enthalten das Blausäure-Glykosid Amygdalin.

Die Schlehe – Verwendung in der Phytotherapie

Leider gibt es bisher keine anerkannte Verwendung in der Phytotherapie. Die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums arbeitende Kommission E, die wissenschaftlichen Erkenntnisse von über 380 pflanzliche Arzneidrogen (Der Begriff „Droge“ kommt hier von bezeichnet in der Apothekersprache getrocknete Pflanzenteile) zusammentrug, gab den Blüten der Schlehen eine Negativ- bzw. Nullmonografie, da es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über ihre Heilwirkung gibt. Jedoch sind auch keine Risiken zu erwarten. Wissenschaftlich anerkannt ist (bisher) nur die äußerliche Anwendung der Früchte bei leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum. Sie helfen bei leichten Entzündungen des Zahnfleisches und bei Zahnfleischbluten. Hierzu können getrocknete Schlehenfrüchte wie Kaugummi gekaut werden.


Quellen & Links zur Schlehe

Der MANGOLD und die BETEN

BETA VULGARIS subsp. vulgaris, Familie der Amaranthaceae

Ein typisches Herbstgewächs in meinem Garten ist der Mangold, mein Namensvetter. Denn in unserem Garten in Südbaden ziert er manchmal noch bis in den Januar mit seinen bunten Stängeln den Garten. Es sei denn es gibt schon früher Frost.

Mangold (Beta vulgaris subsp. vulgaris) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae) gehört. Es ist eine nicht winterharte Pflanze und wird in Europa und Nordamerika als Gemüse angebaut. Er hat große, runde bis herzförmige Blätter, die grün oder purpurrot gefärbt sein können. Die Blätter wachsen auf einem kurzen Stiel und sind oft in einer rosettenförmigen Anordnung angeordnet. Die Pflanze bildet keine Blüten aus, jedoch kleine, unscheinbare Schoten. Es gibt verschiedene Sorten von Mangold, die sich in Größe, Farbe und Geschmack unterscheiden. Der grüne Mangold hat hellgrüne Blätter und einen milden Geschmack, während der purpurrote Mangold dunklere, purpurrote Blätter hat und einen etwas herzhafteren Geschmack hat. Mangold wird in der Regel als Gemüse verzehrt und kann roh oder gekocht gegessen werden. Er kann als Salat, Suppe, Auflauf, Pesto, Saft und Smoothie zubereitet werden. Mangoldblätter enthalten eine große Menge an Vitamin A, Vitamin K und Vitamin C und sind reich an Mineralien wie Eisen und Kalium. Mangold kann leicht angebaut werden und benötigt viel Sonnenlicht und regelmäßige Feuchtigkeit. Es ist tolerant gegenüber Hitze und Trockenheit und ist eine schnell wachsende Pflanze, die in der Regel innerhalb von 50 bis 60 Tagen nach der Aussaat geerntet werden kann.

Blatt- oder Stielmangold

Er wird seit mehr als 4000 Jahren angebaut und galt noch im 17. Jahrhundert als Delikatesse. Später wurde er dann vom aus dem Kaukasus stammenden Spinat verdrängt. Doch glücklicherweise ist der robuste und schmackhafte Mangold jetzt wieder zurück auf den Märkten und in der Küche.

Der Mangold sei ein Spinatgewächs, so heißt es oft. Das stimmt, jedoch sind sie über tausend Ecken hinweg ganz weitläufige Cousins. Des Mangolds Geschwister sind die Rüben, besser gesagt, die Beten (manchmal auch Beeten geschrieben). So sind neben der bekannten Roten oder der Gelben  Bete auch die Runkel- und die Zuckerrüben nahe Verwandte des Mangolds.

Der eigentümliche Name Mangold geht nicht auf einen lateinischen Begriff oder auf eine Pflanzeneigenschaft zurück. Es könnte aber sein, dass seine Bezeichnung auf den althochdeutschen Männernamen Managolt (bedeutet Vielherrscher, Stärke, Kraft) zurückgeführt werden kann. Wegen seiner Größe und Stattlichkeit – der „Herrschende“ im Bauerngarten, mit seinen kräftigen und ausladenden Blättern, die bis zu einem halben Meter groß werden können.

Bunter Mangold. Foto (c) Ute Mangold

Schon die Römer liebten Mangold

In der Capitulare Karls des Großen war er erwähnt (einer Liste, in dem er vorschrieb was auf seinen Landgütern angebaut werden soll), das Mittelalter und die Renaissance hat er überdauert, bis er dann in der heutigen Zeit fast in Vergessenheit geraten ist. Aus der traditionellen mediterranen Küche ist er auch heute nicht wegzudenken. Die Italiener, Franzosen und Spanier verwenden häufig als frittierte oder gedünstete Beilage. In Italien heißt er „bietola„, auf Spanisch „acelgas“ und in Frankreich wird er als „blette“ bezeichnet. In Kroatien und Istrien wird er als „blitva“ traditionell zusammen mit Kartoffeln zu fangfrischem Fisch und Scampi, Kaisergranaten gereicht.

Glücklicherweise sind die Rezepte nun bis zu uns herüber geschwappt und nun gilt er als der neue Shooting Star unter den alten Gemüsesorten. Purpurne, Rote, Orangefarbene und Gelbe Mangoldsorten mit dicken Rippen oder zarten Stielen, bereichern neben den klassischen weißstieligen Sorten mittlerweile die Küchen- und Bauerngärten. Das liegt wohl auch daran, dass der Mangold relativ geringe Ansprüche stellt. Er braucht lange nicht so viel Wasser und Dünger wie der Spinat. Seine Blätter sind widerstandfähiger gegen Hitze – und auch gegen Kälte. Er kann sogar unter einer Schneedecke, oder gegen Frost bedeckt, im Freien überwintern.

Die Roten, Gelben und Weißen Beten

Die Roten, Gelben und Weißen Beten gehören wie der Mangold zur gleichen Pflanzenfamilie. Alle drei sind Rüben wie die Zuckerrüben und Futterrüben. Nicht verwandt mit ihnen sind die Speiserüben oder auch der dem Mangold ähnelnde Pak Choi. Die Farbe der Roten Rübe wurde erst im 19. Jahrhundert in sie hineingezüchtet. Der rote Farbstoff heißt Betanin und ist ein Glykosid, eine Art Zucker. Angeblich soll sie deshalb so gesund sein, weil sie viel Eisen enthält und blutbildend wirkt. Dieser Mythos hängt ihr seit der Antike an und hat wohl vor allem mit der blutroten Farbe ihres im gekochten Zustand austretenden Saftes zu tun. Das Betanin und wirkt antioxidativ, das Immunsystem stärkend. Wie viele andere Pflanzenfarbstoffe auch. Bekanntestes Beispiel: das orangefarbene Carotin. Eine blutbildende Wirkung ist von diesen Farbstoffen nicht bekannt. Auch Eisen enthält die Rote Bete nicht in nennenswerter Menge.

Sie hat einen ganz charakteristischen süßlichen und erdigen Geschmack, den nicht alle mögen. Dabei enthält sie zahlreiche Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Es gibt sie auch in einer dekorativ weiß gestreiften Variante, die ‚Tonda di Chioggia‚. In unserer Kräuter- und Gemüseküche wird die Rote Bete immer beliebter, gerade auch wegen ihrer rotfärbenden Wirkung. So können zum Beispiel Couscous und Glasnudeln damit gefärbt werden. Roh und in Scheiben geschnitten macht sie sich gut in bunt gemischten Salaten – und vor allem ihre jungen zarten Blätter mit den roten Blattadern machen sich gut in sogenannten „Wildkräutersalaten“. Sie schmecken angenehm leicht säuerlich. Meist werden jedoch zarte Blättchen vom Roten Mangold verwendet, beide sehen sich zum Verwechseln ähnlich.

Die Gelbe Bete ist eine uralte Kulturpflanze. Die gelbe Rübe ist wie ihre roten und weißen Schwestern ein Abkömmling der Wilden Rübe auch See-Mangold genannt (siehe unten „Botanisches“). Sie wuchs früher an den Meeresküsten Europas, nach Mitteleuropa gelangte sie wie so viele Kulturpflanzen mit den Römern. Erst im 16. Jahrhundert taucht die Bete in ihren verschiedenen Farbvariationen in unseren Regionen auf. Ihre gelbe Färbung, z. B. bei der Rübe ‚Burpees Golden‘, kommt durch den Farbstoff Betaxanthin. Geschmacklich ist sie etwas milder als ihre rote Schwester und können in der Küche genau wie sie ganz geröstet, gebacken oder gegart werden. Gewürfelte Gelbe Bete mit Olivenöl und Zitronensaft schmeckt zum Beispiel zu Lachsgerichten. Zudem lassen sich die Scheiben mit ihrer goldgelben Farbe als Ersatz für Karotten bzw. Möhren verwenden.

Mangold im Garten

Mangold im Garten, Foto (c) Ute Mangold

Die Aussaat des Mangolds erfolgt von Ende März bis April sowie für eine weitere herbstliche Ernte von Juli bis Mitte August. Im Frühjahr ausgesäter Mangold wird ab Juli erntereif. Die Pflanze kann aber auch zweijährig gezogen werden, da sie erst nach einer Kältebehandlung, z.B. im Winter (Vernalisation) in der zweiten Vegetationsperiode blüht. Die Mangoldpflanzen vertragen sich mit manchen Nachbarn im Bauerngarten sehr gut, mit anderen nicht so gut.

Gute Nachbarn sind Buschbohne, Hülsenfrüchte allgemein, Kohl, Möhren, Radieschen, Rettich. Ein schlechter Nachbar ist ausgerechnet sein weitläufiger Verwandter, der Spinat.

Inhaltsstoffe

Die Pflanze enthält außerordentlich viel Vitamin K, außerdem Vitamin A und Vitamin E, sowie Natrium, Magnesium, Kalium und Eisen. Die Mangoldwurzel enthält viel Zucker, der in früheren Zeiten durch Auskochen gewonnen wurde. Später löste die Zuckergewinnung aus der nahe verwandten Zuckerrübe dieses Verfahren ab. Die Mangoldblätter zählen zu den Lebensmitteln mit sehr hohem Oxalsäuregehalt, was von Nierenkranken (Oxalatsteine) zu beachten ist. Des Weiteren sollte Mangold wegen des hohen Oxalsäuregehalts nicht roh verzehrt werden (dieser verringert sich beim Kochen). (Quelle: wikipedia)

In der Küche

Wegen ihrer rotfärbenden Wirkung des Rote Bete Safts können zum Beispiel Couscous und Glasnudeln damit gefärbt werden. Roh und in Scheiben geschnitten macht sie sich gut in bunt gemischten Salaten – und vor allem ihre jungen zarten Blätter mit den roten Blattadern machen sich gut in sogenannten „Wildkräutersalaten“. Sie schmecken angenehm leicht säuerlich. Meist werden jedoch zarte Blättchen vom Roten Mangold verwendet, beide sehen sich zum Verwechseln ähnlich.

Die gelbe Färbung der Gelben Bete z. B. bei der Rübe ‚Burpees Golden‘, kommt durch den Farbstoff Betaxanthin. Geschmacklich ist sie etwas milder als ihre rote Schwester und kann in der Küche genau wie sie ganz geröstet, gebacken oder gegart werden. Gewürfelte Gelbe Bete mit Olivenöl und Zitronensaft schmeckt zum Beispiel zu Lachsgerichten. Zudem lassen sich die Scheiben mit ihrer goldgelben Farbe als Ersatz für Karotten bzw. Möhren verwenden.

Rezepte mit Mangold und Beten im Blog

2-B30-M35-1876-1 Mangold, Album Benary / Farblithographie Botanik: Mangold – Beta vulgaris. ‚Mangold oder Beete (Beisskohl)‘. – Farblithographie, von G. Severeyns. Aus: Album Benary, Erfurt (Ernst Benary) 1876-1893, Tafel 28. Privatsammlung. E: Chard, Album Benary / Colour lithograph Botany: Chard – Beta vulgaris. ‚Chard or Swiss Chard‘. – Colour lithograph, by G. Severeyns. Fr.: Album Benary, Erfurt (Ernst Benary) 1876-1893, plate 28. Private Collection.

Botanik und Geschichte

Der Mangold (Beta vulgaris subsp. vulgaris, Cicla-Gruppe und Flavescens-Gruppe), auch Krautstiel genannt, ist eine Gemüsepflanze, die botanisch zu den Rüben gehört, genauer gesagt zu den Beten, auch wenn er keine verdickte Wurzel ausbildet. Im ALBUM BENARY von 1876 findet sich die Bezeichnung „Mangold Wurzels“ – auch für die Beten. Und zu ihnen gehören auch noch die Zuckerrübe, die Runkelrüben, die Futterrübe und die bekannte Rote Rübe, auch Rote Bete genannt. Wobei es die auch in Gelb gibt, die Gelbe Bete.

Die Wildform des Mangolds und der Beten ist die Wilde Rübe, der See-Mangold  (Beta vulgaris subsp. maritima). Aus diesem sollen sie heraus gezüchtet worden sein. Alte Kulturpflanzen also. Und wer noch tiefer in die Botanik einsteigen mag, der lese weiter… 😉 Die Beten gehören zur Unterfamilie der Betoideae in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Über ihren wilden Verwandten, dem Amaranth haben wir ebenfalls schon berichtet. Die Amaranthaceae sind wiederum eine Unterfamilie der Chenopodiaceae, auch Meldengewächse genannt, zu denen übrigens auch der aus dem arabischen Raum eingeführte Spinat gehört. So viel zur Botanik und zu den Verwandtschaftsverhältnissen.

Leonhart Fuchs, Weißer Mangolt, Das Kräuterbuch von 1543 

Die ältesten Funde von Beten und Rüben, bzw. deren Fruchtkelche wurden in jungsteinzeitlichen Küstensiedlungen vor ca. 2000 Jahren gemacht. Vermutlich handelte es sich um Teile der wilden Meeresstrand-Rübe (Beta vulgaris ssp. maritima), auch Seemangold genannt. Dieser kommt an der Nordseeküste natürlicherweise vor. 

Erste schriftliche Nachweise des Rüben-Anbaus stammen aus antiken Pflanzenlisten, beispielswiese aus den Gärten des babylonischen Königs Merodachbaidadan (722-711 v.Chr.). Auch der griechische Gelehrte Theophrastos (371-297 v. Chr.) erwähnte eine den Rüben ähnliche Pflanze, bei den alten Griechen „teutilon“ genannt. Auch der griechische Arzt Hippokrates erzählte im 5. Jahrhundert vor Christus von ihnen als einer „alltäglichen Marktware´“ in Athen. Verkohlte Überreste von Fruchtknäuel der Beten wurden in Römischen Siedlungen am Rhein gefunden und in der Capitulare Karl des Großen werden „betas“ unter 72 Arten von Kräutern, Gemüse, Fruchtbäumen und Blumen aufgeführt. In Klostergärten wurden spätestens ab dem 9. Jahrhundert die Beten dann systematisch angebaut. Im späten Mittelalter wurden die Beten bzw. Rüben dann unter den zu versteuernden Produkten der Bauerngärten aufgeführt, neben Kraut, Knoblauch, Zwiebeln, Mohn, Hanf sowie Hülsenfrüchten, Saubohnen, Grünen Bohnen, Erbsen, Porree, Meerrettich – und je nach Landschaft auch Melde und Spinat. Und in der Mitte des 16. Jahrhunderts als der Buchdruck erfunden war, wurden in Kräuterbüchern erstmals naturgetreue Abbildungen wiedergegeben, wie des „Römischen Mangolt“ von Otto Brunfels (1532). Damals unter dem Namen „cicla“ genannt als Heilkraut benannt. Eine Gegenüberstellung von „Weißem Mangolt“, „Weiß rüben“ und „Rotrüben“ stammt aus etwa der gleichen Zeit von Leonhart Fuchs (1543), da gab es also schon die beiden markanten Gemüsesorten auf den Bauernmärkten jener Zeit. 

Literatur, Quellen & Links

GELBER ENZIAN – Bittere Medizin

Gentiana Lutea. Koehlers Medizinalpflanzen. Historische Zeichnung.

Gentiana lutea
Familie der Enziangewächse (Gentianaceae)
Gentianae radix (Enzianwurzel)

Hatte man früher Bauchgrummeln, vor allem nach einem fettigen Essen, so gabs einen Schnaps. Und in den Bergregionen wars ein „Enzian“, der soll die Magensäfte anregen, hieß es. Und so war das auch. Das merkte man schon am Speichelfluss. Verdauungsfördernd und Appetitanregend.

Ein „Enzian“ enthielt die Wurzel des Gelben Enzian. Nicht des blauen, der oft auf dem Etikett abgebildet ist, nein, der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) und der ist selten. Meine Aufnahme stammt von einer Bergwiese in über 1500 Meter Höhe in der Zentralschweiz.

Achtung Verwechslungsgefahr: Nicht blühend ist der Gelbe Enzian leicht mit dem sehr stark giftigen Weißen Germer zu verwechseln, dessen ebenfalls bogennervige und graugrüne Blätter aber nicht kreuzgegenständig, sondern (dreizeilig) wechselständig beziehungsweise schraubig angeordnet sind.

Der Enzian in der Volksheilkunde

Volksheilkundlich setzte man die Pflanze häufig bei Magenbeschwerden, aber auch bei hohem Fieber ein. „Bittere Medizin“.  Was in der Erfahrungsheilkunde schon lange bekannt war, geriet nun auch in den Blick der Wissenschaften. Seit 1990 ist die Wurzel des Gelben Enzian (Gentianae radix) ein offiziell anerkanntes Heilmittel, nach Beschluss der Kommission E. Er gehört zu den sogenannten Bitterstoffdrogen*, den Tonica amara. (In Apothekersprache werden als „Drogen“ getrocknete Heilkräuter bezeichnet). Und bitter ist er, der Enzian!! Sogar sehr bitter. Mit einem Bitterwert von 10.000 bis 20.000 folgt er nach dem Bitterholz auf Platz zwei der Rangliste der Bitterkräuter, noch vor dem Wermutkraut. Danach folgen u.a. Artischockenblätter, Tausendgüldenkraut, Pomeranzenschalen und Chinarinde.

Bitterstoffe sind „Treibstoff für den Verdauungsapparat, natürliche Fat-Burner, kognitive Förderer und Immunostimmulatoren“. (Pflanzenheilkunde, Impulse e.V.).

Bitterstoffe regen die Verdauungssäfte an

In der Apothekersprache werden Bitterstoffe oder Bitterkräuter auch Tonica amara (lat. amarus = bitter) genannt. Sie bestehen aus verschiedenen chemischen Verbindungen, die bei oraler Einnahme die Ausschüttung von Verdauungsäften, wie Speichel, Magensaft, Galle und Sekreten aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) fördern. Eingesetzt werden sie bei Verdauungsproblemen aller Art und auch bei Appetitlosigkeit.
„Bitter“ wird von der Zunge als eine der fünf Geschmacksrichtungen gespürt und viele lehnen diesen Stoff (leider) ab. Mit der Folge, dass die Bitterstoffe in den Gemüsesorten immer mehr weggezüchtet werden. Da wir dadurch mittlerweile zu wenige Bitterstoffe mit der Nahrung aufnehmen, haben die sogenannten ‚Dyspepsien‘, sprich Verdauungsstörungen, rasant zugenommen. Dabei regen die Bitterstoffe den kompletten Verdauungsmechanismus an – und zwar schon auf der Zunge. Kaum ziehen sich die Geschmacksknospen dort zusammen, wird ein unwillkürlicher Reflex über den Nervus vagus ausgelöst. Das beginnt mit dem Speichelfluss, geht über vermehrte Magensäureproduktion bis hin zur Anregung der Verdauungsdrüsen in der Leber und dem Pankreas. Vor allem wirken sie auch auf die Gallenblase, das gallensaftfreisetzende Ausscheidungsorgan. „Pantha rhei“ – alles fließt. Stauungen werden aufgelöst, mit der Folge einer besseren Verdauung der Nahrung.

Bitterstoffe wirken stärkend

Im Vornamen „Tonica“ amara der Bitterstoffe, steckt das Wort „Tonicum“ als Stärkungsmittel. Die Bitterstoffe wirken tonisierend, das bedeutet, dass die Durchblutung der Gefäße angeregt wird und damit auch die Herztätigkeit. In der Schweiz habe ich eine alte Bauerntradition kennengelernt, bei der morgens (!) ein Glas Kräuterschnaps getrunken wurde, vor der Arbeit. Und mittags auch, nach dem Essen.
Die Sekretion der gesamen Ausscheidungsorgane und der Schweißdrüsen wird durch die Bitterstoffe stimuliert. Durch die Magen- und Darmsäfte wird auch die Leber entlastet. Die Nahrung wird besser zerlegt, ist dadurch weniger toxisch. Insgesamt wird der ganze Entgiftungsprozess des Körperstoffwechsels in Gang gebracht. Gelber Enzian als Detox Mittel der allerfeinsten Art.

Bitterstoffe wirken antibakteriell

Dazu haben Bitterstoffe auch noch eine bakterizide und antiparasitäre Wirkung. Auf der Zunge und in den Schleimhäuten der Atemwege gibt es einen Bitterrezeptor mit dem Namen T2R38 und im Zusammenhang mit einem Biofilm steht, den diese Schleimhäute erzeugen. Er hat er eine Wächterfunktion für die Atemwege und damit für die Immunabwehr.

Bitter macht lustig

Von den Bitterstoffen wird der gesamte Kreislauf angeregt, die Blutbildung erhöht und die Lebenslust gesteigert.

Eine seltene und geschützte Pflanze der Gebirge

Der Gelbe Enzian wächst gern auf Bergwiesen, in den gebirgigen Zonen Mittel- und Südeuropas. Von den Pyrenäen bis zum Balkan. Von den südlichen Alpen bis nach Unterfranken. In deutschen Mittelgebirgen kommt er beispielsweise im Schwarzwald auf dem Feldberg und dem Hohen Randen vor, besonders häufig auf der Schwäbischen Alb. Das liegt daran, dass er kalkliebend ist, aber auch auf kristallinem Gestein wächst wie Granit oder Gneis. In den Alpen erreicht er vereinzelt Höhenlagen von 2500 Metern.

Der Gelbe Enzian ist in den Alpen und anderen Gebirgen Mittel- und Südeuropas verbreitet. Es gibt Fundortangaben für PortugalSpanienFrankreichDeutschlandÖsterreich, die SchweizItalienSlowenienSerbienKroatienBulgarien, Rumänien, AlbanienGriechenland, die westliche Türkei, die Republik Moldau und die Ukraine.[10][2] In deutschen Mittelgebirgen kommt er beispielsweise im Schwarzwald auf dem Feldberg und dem Hohen Randen vor, besonders häufig auf der Schwäbischen Alb. Der Gelbe Enzian galt als kalkliebend, wächst aber auch auf kristallinem Gestein (Schwarzwald) und gedeiht in Mitteleuropa auf Weiden-, Block- und Karflure von der Tallage bis in Höhenlagen von 2500 Metern, die wenigstens zeitweise feucht und locker sind. Er kommt in Mitteleuropa in größeren Höhenlagen vor in Gesellschaften des Verbandes Nardion, des Calamagrostion-arundinaceae-Verbands, auch im Verband Erico-Pinion und in der Ordnung der Seslerietalia albicantis.[5] In niedrigen Höhenlagen findet man ihn in Gesellschaften des Mesobromion- und des Verbandes Geranion sanguinei.[5] In den Allgäuer Alpen steigt er im Tiroler Teil zwischen Jöchelspitze und Mutte in Höhenlagen von bis zu 2100 Metern auf.[11] In den Alpen erreicht er vereinzelt Höhenlagen von 2500 Metern.[4]

Gentiana lutea ist in Deutschland geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung, Allerdings kann er sich aufgrund seiner reichlichen Produktion leicht verwehbarer Samen auf Weideflächen auch zur Plage entwickeln, denn das Nutzvieh meidet ihn. Und das ist genau der Trick beim Enzian. Die Bitterstoffe wurden von ihm nämlich nicht dazu ausgebildet, uns zu gefallen, sondern Fressfeinde abzuwehren. Auch wir Menschen essen ihn nicht roh, sondern bevorzugt Flüssig als Extrakt oder Tinktur. Oder eben als Schnaps.

 

Bild: (c) Ute Mangold, wiesengenuss.
Gelber Enzian in der Zentralschweiz am Glacier 3000. 

INHALTS- und WIRKSTOFFE

Enzianwurzel enthält die Bitterstoffe Amarogentin und Gentiopicrosid. Enzianwurzeln werden seit Jahrhunderten arzneilich als Bittermittel bei Verdauungserkrankungen angewandt. Der bittere Geschmack beruht auf den Secoiridoidglycosiden Gentiopicrin und Amarogentin . Letztere ist eine der bittersten natürlichen Substanzen und wird daher in der Wissenschaft als Messstandard für bitteren Geschmack genutzt. Beim Menschen stimuliert Amarogentin vier Geschmacksrezeptoren. (Quelle: wikipedia)

Der getrocknete Wurzelstock und die Wurzeln von Enzian enthalten zwei bis drei Prozent Bitterstoffe, darunter Gentiopikrosid und das äußerst bittere Amarogentin. Weitere Inhaltsstoffe sind vor allem bitter schmeckende Zweifachzucker sowie geringe Mengen ätherisches Öl. 

Seit Jahrhunderten wird Enzian zur Herstellung von Schnäpsen verwendet. Beim Destillieren gehen die wirksamen Bitterstoffe jedoch nicht in das Destillat über, Enzian verleiht dem Getränk lediglich das charakteristische Aroma. Der gesundheitliche Nutzen der Heilpflanze ist deshalb beim Enzianschnaps nicht mehr vorhanden.

Im Gegensatz zu Destillaten enthalten alkoholisch-wässrige Auszüge die arzneilich wirksamen Bitterstoffe. Sie werden im Handel als "Magenbitter" oder "Kräuterbitter" vertrieben, die dann oft auch Auszüge anderer Bitterstoffpflanzen enthält, die ebenfalls die Magen- und Gallensaft-Sekretion anregen - wie 'Isländisch Moss', Wermut, Hopfen oder Anis. (Quelle: netdoktor.de)

Wirkungen

Die wesentlichen Wirksubstanzen sind die in der Droge enthaltenen Bitterstoffe. Diese führen über eine Reizung der Geschmackrezeptoren reflektorisch zu einer Anregung der Speichel- und Magensaftsekretion. Enzianwurzel gilt deshalb nicht als Amarum, sondern konsekutiv auch als Roborans und Tonikum. (Quelle: Impulse e.V.). In den beiden Fachbegriffen stecken schon ihre Wirkungen: Ein Tonikum ist ein Stärkungsmittel. Roboranzien wirken sogar noch stärker (Herleitung von Robust).

Pharmakologie

Die bitteren Substanzen regen die Geschmacksknospen an und führen reflektorisch über den Nervus vagus zum Speichel-, Magensaft- und Gallenfluss. Außerdem zeigen Enzianextrakte antimikrobielle und immunmodulierende Eigenschaften. Als Immunmodulation wird die Veränderung des körpereigenen Abwehrsystems durch pharmakologisch wirksame Stoffe bezeichnet. Dieses Verfahren wird auch eingesetzt, um ein überreagierndes Immunsystem zu dämpfen.

Anwendungsgebiete

Verdauungsbeschwerden wie Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen.Nebenwirkungen. Bei besonders disponierten Personen ist gelegentlich ein Auftreten von Kopfschmerzen möglich. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln. Keine bekannt. Gegenanzeigen: Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre.Arzneidroge

In der Apothekersprache wird Enzian als Arzneimittel als Gentianae radix (Enzianwurzel) bezeichnet. 

Quellen & Lesenswertes