QUENDEL – WILDER THYMIAN – er trägt die Sommerwärme in die Atmungsorgane

THYMUS SERPYLLUM

Der Quendel (Thymus serpyllum) ist der kleine heimische Verwandte des Echten Thymians (Thymus vulgaris) aus dem Mittelmeerraum. Er wird auch Sand- oder Feld-Thymian oder einfach nur Wilder Thymian genannt. Weitere Namen sind Feldkümmel und Rainkümmel obwohl er wie der Echte Kümmel nicht zu den Doldenblütlern gehört. Der Wilde Thymian gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae, früher Labiatae) und ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Thymiane . Es sind zwei Unterarten bekannt.

Zeichnung: Quendel – Köhler, F.E., Medizinal Pflanzen, Vol. 1, (1887)

Der wilde Thymian (Thymus serphyllum)

 Als Hustensaft trägt er „die Sommerwärme in die Atmungsorgane“. Niedrig und ausdauernd wachsend, bildet er in Bodennähe flache Teppiche mit ausladenden Stängeln. Zerreibt man seine Blättchen zwischen den Fingern, verströmen die entweichenden ätherischen Öle einen würzigen Geruch. Heimisch nicht ganz so aromatisch wie sein mediterraner Verwandter der Echte Thymian (Thymus vulgaris), doch je sonniger und wärmer seine Standorte sind, desto stärker ist auch sein Duft. Als Heil- und Gewürzpflanze wurde er schon im 15. Jahrhundert in Klostergärten angebaut.

Zum Räuchern eignet sich Thymian und seine Wildform der Quendel als wohlduftendes Kraut. Schon im Altertum wurde er gezielt zur Desinfektion der Raumluft verräuchert. Was aufgrund seines Gehaltes an ätherischen Ölen auch Sinn macht.  Im Volksglauben wurde er zur Abwehr „böser Geister“ verwendet. Weshalb er ein Räucherkraut zum Ahnenfest „Samhain“ (auch Halloween genannt) ist. Ihm werden schützende Aspekte zugeschrieben. 

Niedrig und ausdauernd wachsend, bildet er in Bodennähe flache Teppiche mit ausladenden Stängeln. Zerreibt man seine Blättchen zwischen den Fingern, verströmen die entweichenden ätherischen Öle einen würzigen Geruch. Hier ist er nicht ganz so aromatisch wie sein mediterraner Verwandter der Echte Thymian (Thymus vulgaris), doch je sonniger und wärmer seine Standorte sind, desto stärker ist auch sein Duft. Als Heil- und Gewürzpflanze wurde er schon im 15. Jahrhundert in Klostergärten angebaut.

Quendel, wilder Thymian, Schweizer Bergwiese. Foto (c) Ute Mangold

Verwendung des Quendels

Blättchen und Blüten des Thymians/Quendels können gleichermaßen verwendet werden. Sie können während der ganzen Lebensdauer der Pflanze geerntet werden. Am besten zieht man dazu den holzigen Stängel entgegen der Wuchsrichtung durch die Finger.

Die oberirdischen Teile werden getrocknet als Pflanzenheilmittel verwendet (Quendelkraut, Serpylli herba) und aus dem blühenden Kraut wird auch ein ätherisches Quendelöl (Oleum Serpylli) gewonnen. Wissenschaftlich anerkannt ist die Anwendung von Quendel bei Katharren der oberen Atemwege.

Wirkstoffe und Pharmakologie

Der Quendel enthält ätherische Öle und die Wirkstoffe TerpeneCarvacrol und Thymol. An sonnigen Standorten wird besonders viel davon ausgebildet. Weiterhin enthält er Gerbstoffe, Bitterstoffe und Flavonoide.

Seine Inhaltsstoffe wirken verdauungsfördernd, krampflösend und antiseptisch. Als Hustensaft wirkt der Thymian befreiend auf die Atemwege; Kräutertees regen den Organismus an. In der Erfahrungsheilkunde wird er innerlich bei Harnwegs- und Darmentzündungen sowie zur Anregung der Verdauung eingesetzt. Gegenanzeigen und Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

„So sind die Thymiane hilfreich wenn die Wärmeorganisation – und damit das Ich – Magen und Lunge nicht genügend durchdringt und Anfälligkeit gegenüber Erkältung vorhanden ist oder ein Organgebiet zu stark durchwässert, zu wenig durchwärmt ist. Bei Erkältungen im Nasen-, Hals- und Lungenbereich, bei Sinusitis, Pharyngitis, Mangelentzündungen, Bronchitis, Lungenentzündungen und Zahnfleischentzündung wirkt er wärmend und entzündungshemmend. Bei Asthma, falls eine infektiöse Komponenten mitspielt. Auch bei Blähungen, Mundgeruch, Leberschwäche, Rheuma, Gicht, Nieren- und Blasenentzündung ist Thymian hilfreich. Er ist menstruationsfördernd und hilft auch bei Blasenschwäche. Durch seine ätherischen Öle wirkt er austrocknend und antibakteriell.“ Auszug aus Alpmed Ratgeber „Frischpflanzenkraft und Gold“

Zum Räuchern

eignet sich Thymian und seine Wildform der Quendel als wohlduftendes Kraut. Schon im Altertum wurde er gezielt zur Desinfektion der Raumluft verräuchert. Was aufgrund seines Gehaltes an ätherischen Ölen auch Sinn macht. 
Im Volksglauben wurde er zur Abwehr „böser Geister“ verwendet. Weshalb er sich als Räucherkraut zum Ahnenfest „Samhain“ eignet. Ihm werden auch hier schützende Aspekte zugeschrieben. 

In der Küche: Der Quendel kann frisch oder getrocknet mitgekocht werden. Er eignet sich als Gewürz für Fisch, Fleisch, Wurst, Pasteten, Gemüse, Kartoffeln, Käse, Soßen und Pizza.

Rezept - Hustensaft mit Quendel 

40 g getrocknetes Kraut
100 ml 70% Ethanol
250 ml Wasser in ein Gefäß geben und gut durchrühren.

Nach 2-3 Tagen durch ein feines Sieb abgießen und die restliche Flüssigkeit im Kräuterkuchen mit einem Löffel abpressen. Ergibt etwa 200 ml Extrakt. Diesen mit 250 g Zucker und 50 g Honig aufkochen und heiß in sterilisierte Flaschen oder andere Gefäße füllen. Ergibt etwa 300 ml Hustensirup, der übrigens auch gut für die Verdauung ist.
Fundort des wilden Thymians bei Gstaad, Schweiz. Foto (c) Ute Mangold

Botanisches

Der Quendel oder wilde Thymian liebt trockene, sonnige Standorte. Besonders gerne kommt er auf trocken-warmen Böschungen, an Wegrändern und auf felsigem Untergrund vor. Er ist kalkmeidend und bevorzugt sandige Böden, daher auch Sand-Thymian genannt, da er gerne auf Sandtrockenrasen, in trockenen Kiefernwäldern und auf sogenannten Silikatfelsfluren. In Mitteleuropa besiedelt er sogar auch Dünen.
Die Thymiane sind eine Familie mit kleinen mehrjährigen Halbsträuchern, deren Stängel im Laufe der Jahre verholzen. Sie wachsen aufrecht bis niederliegend und sind gelegentlich rasenbildend. An ihnen wachsen kleine ovale, dunkelgrüne Blätter, die stark duften. Die Blüten sind klein, hellrosa bis weiß, manchmal auch bläulich. Sie wachsen in Kugeln oder Ähren an den Spitzen der Stängel. Der größere der beiden bekanntesten Thymianarten wird botanisch auch als der Echte Thymian (Thymus vulgaris) bezeichnet. Den kleineren Thymian, auch Quendel oder Sand-, bzw. Wilder Thymian (Thymus serpyllum) genannt, finden wir oft wild in hohen Höhen auf Felsen in den Alpen wachsend.

Teilweise wird der Sand-Thymian auch als Zierpflanze in Steingärten, Einfassungen und Naturgärten, in Sandgebieten auch in Heidegärten genutzt. Sand-Thymian ist eine verhältnismäßig gute Bienenweide. Auf einer mit ihm bestandenen Fläche von 1 Hektar kann sich pro Blühsaison ein Honigertrag von bis zu 149 kg ergeben.

„Der Lebensbereich des Quendels ist in der vollen Sonnenglut auf fast versengter verbrannter Erde.
Dort, wo die Alpweiden durch Steine und Felsen durchbrochen werden, wo Weide zur Felswüste wird, wo sich die Hitze an den Gesteinen reflektiert, dort entwickelt er sein zähes Leben. Er vermag jedoch auch extreme Kältesituationen der Berge zu ertragen. Vom Boden beansprucht er wenig, Wasser benötigt er kaum. Umso mehr das Kosmische: Licht und Wärme. So trägt er die Wärmekräfte in die Atmungsorgane hinein. Trockene, feurige Hitze wird dem Körper durch diesen der Wärme zugewandten Lippenblütler vermittelt. Der wilde Thymian befeuert die Atmung. Er ist pflanzliches Glutprinzip.“
Auszug aus: Alpmed Ratgeber „Frischpflanzenkraft und Gold“

Quellen & Links:

#GESCHICHTE der HEILPFLANZEN (1) – Von der STEINZEIT bis zu den KELTEN

Kräuter und Heilpflanzen schon im Tierreich

„Die Pflanzenheilkunde ist so alt wie die Menschheit selbst.“

Pharmakognostiker Alexander Tschirch 1856 – 1939

Kräuter werden seit Menschengedenken genutzt. Als Heilpflanzen und als Würzkräuter. Sie geben den Speisen Würze und ganz nebenbei sind sie auch noch gesund für uns. Gerade die Stoffe, die man sieht, riecht und schmeckt, also für Aroma und Duft sorgen, sind diejenigen, die zu unserer Gesundheit beitragen. Doch nicht nur zu unserer – auch Tiere wissen instinktiv welche Kräuter für sie gut sind und welche nicht. So kurieren sich kranke Schimpansen gezielt mit bestimmten Pflanzen und auch bei Gorillas und Orang Utans wurde beobachtet, dass eine Pflanze, die sonst zum Fressen links liegen gelassen wird, von kranken Tieren gefressen wird (Spektrum: Heilkundige im Tierreich).

Pflanzen helfen Pflanzen und sich selbst

Und auch Pflanzen profitieren von der Heilkraft anderer. Man denke nur an die stärkenden Pflanzenjauchen mit Rainfarn, Brennnessel oder Schachtelhalm. Und dann gibt es auch Kräuter und Heilpflanzen, von deren schädlingsabwehrenden Nachbarschaft andere Pflanzen ihren Nutzen haben (Stichwort: Ätherische Öle) oder selbst abgewehrt werden (Stichwort Allelopathie).

Vor 60.000 Jahren

Pollenfunde von Heilpflanzen aus der Steinzeit

Natur- und Kulturvölker sammelten seit der Steinzeit (und wahrscheinlich schon früher) die in der Umgebung wachsenden Arten. Auf allen Kontinenten ist dies nachgewiesen. Vermutlich war zunächst die Ernährung das Ziel, doch entdeckten die Menschen auch die Würz- und Heilkraft der Pflanzen und fingen an, sie rund um ihre Wohnhöhlen, später Dörfer und Siedlungen anzubauen. Dies zeigten Pollenfunde aus steinzeitlichen Höhlen und auch an den berühmten jungsteinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee. Nachgewiesen sind Anpflanzungen von Kräutern wie KamilleBaldrianHolunderWegerichSchafgarbe, Lein, Hanf und Mohn. Auch Kümmel und der Urahn unserer heutigen Petersilie wurden nachgewiesen. Alles Pflanzen, die heute noch fast jeder kennt. Noch älter sind die mindestens 60.000 Jahre alten Funde von Heilpflanzen Überresten an Gräbern im Zweistromland Mesopotamien und in Ägypten. Darunter die Samen von Schafgarbe und Eibisch.

Auf die Idee, bestimmte Kräuter und Heilpflanzen für die eigene Gesundheit einzusetzen, kamen Menschen vermutlich auch durch die Beobachtung von Tieren, die bei Beschwerden instinktiv spezielle Pflanzen fraßen. Bestes Beispiel sind Schafe und Schafgarbe. Hirten beobachteten, dass ihre Tiere bei Magenentzündungen vermehrt dieses, doch eigentlich so bittere, Kräutlein fraßen.

Von den Jägern und Sammlern zu den ersten Ackerbauern

In den früheren Kulturepochen, der Steinzeit vor 45.000 Jahren bis hin zum Ende der Eiszeit und der beginnenden Wiederbewaldung ab ca. 9600 v. Chr. (dem Holozän oder der Mittelsteinzeit) lebte der Mensch als Jäger und Sammler. Er ernährte sich von dem, was ihm die Natur bot. Diese über Jahrtausende hin gelebte Ernährungsweise hatte keine negativen Auswirkungen auf die natürliche Vegetation – der Mensch war selbst ein Teil der Natur.

Doch schon vor rund 11 000 Jahren, während Homo sapiens in Mitteleuropa noch als Jäger und Sammler durch Mitteleuropa streift – setzt Tausende Kilometer entfernt schon eine folgenschwere Entwicklung ein: Die Menschen lassen sich dauerhaft nieder. In einer Region, die sich vom Jordantal über den Südosten der Türkei bis in den Westen Irans erstreckt – dem Fruchtbaren Halbmond – experimentieren sie vermutlich schon an mehreren Orten und unabhängig voneinander mit den dort damals reichlich vorhandenen Wildgräsern, den Vorläufern von Emmer und Einkorn. So die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft. Im Laufe der Zeit wählten sie Pflanzen aus, deren Körner immer größer und leichter zu ernten sind. Diese werden von ihnen wieder ausgesät. So steigert sich langsam der Ertrag und sichert ihre Ernährung. Parallel dazu werden auch Ziegen, Schafe und später Rinder domestiziert. Ein langer mühsamer Prozess.

In Jahreszahlen nimmt man an, dass seit der Zeit von 6000 bis 5000 v. Chr. der Mensch mit dem gezielten Wildgetreideanbau in der Nähe der Siedlungsplätze begann. Im fruchtbaren Halbmond wohl schon früher. Da die Bevölkerung zunahm und möglicherweise auch aufgrund von Schlechtwetterperioden breitete sich der Mensch innerhalb von etwa 3 Jahrtausenden nach Westen aus und erreichte Südosteuropa etwa um 6000 v. Chr. wie Relikte von Siedlungen, Werkzeugen und Pflanzen im Gebiet des heutigen Bulgarien und Ungarn belegen. Entlang der Donau verbreitete sich der Ackerbau bis nach Mitteleuropa. Und auf einer Route an der Mittelmeerküste bis Frankreich und Spanien. Die Zeit des Ackerbaus, die etwa 5.500 bis 4.500 v. Chr. Begann, nennt man Jungsteinzeit.

Vor 5000 Jahren

Keilschrift Portraits von Kräutern und Heilpflanzen

Vor etwa 5000 Jahren lieferten uns Sumerische Tontafeln aus Mesopotamien erste schriftliche Nachweise über medizinische Rezepturen. In der altbabylonischen Kultur finden sich erste Portraits von Kräutern und Heilpflanzen. Und in Keilschrift berichteten sie auch schon über Importe von Kräutern.

Im 3. Jahrtausend vor Christus entstand in Ägypten eine der ältesten schriftlichen Sammlung über die Heilwirkung von Kräutern und etwa 1500 vor Christus der Papyrus Ebers‘. Eine über 18 m lange Papyrusrolle mit Kräuterrezepturen aus der ägyptischen Heilkunde. Weit über 80 Pflanzen, ihre Anwendung und Dosierung sowie über 700 Heilmittelrezepturen sind darin beschrieben. Sowie Zaubersprüche und Beschwörungen. Pflanzen wie Anis, Cassia, Bockshornklee, Fenchel, Kalmus, Kardamom, Koriander, Knoblauch, Kümmel, Minze, Mohn, Safran, Senf, Sesam, Thymian und Wermut werden erwähnt, die wir heute noch als Gewürze verwenden.

Auch später im assyrischen Reich (1900 bis 400 v.Chr.) waren auf 600 Tontäfelchen etwa 1000 Heilpflanzen erfasst. Und auch in der Bibel gibt es vereinzelt Erwähnungen von heilkräftigen Pflanzen wie Weihrauch, Myrrhe und Ysop.

Jungsteinzeit, ca. 4500 bis 1800 v. Chr. – die ersten Ackerbauern in Mitteleuropa

Die Anfänge des Ackerbaus in Mitteleuropa bewirkten einen entscheidenden Wandel in der Lebens- und Wirtschaftsweise des Menschen: Der Mensch wurde sesshaft und griff nun aktiv in die ihn umgebende Natur ein, indem er begann Wildpflanzen zu züchten. Die ersten Kulturpflanzen wie das Getreide entstanden. In dieser Zeit wurde auch aus der Wilden Möhre eine Pflanze mit fleischigerer Wurzel, heute Karotte, gelbe Rübe oder Möhre genannt.

Der Kaiser von China und 365 Heilpflanzen

Zur gleichen Zeit wie bei den Babylonieren – also vor rund 5.000 Jahren – entsteht unter Kaiser Shennong („Göttlicher Bauer“) in China eine handschriftliche Zusammenstellung von 365 Pflanzen mit gesundheitsfördernden Eigenschaften. Es wird angenommen, dass Shennong den alten Chinesen nicht nur ihre landwirtschaftlichen Praktiken beigebracht hat, sondern auch den Gebrauch von pflanzlichen Arzneimitteln. Kaiser Shennong Yan (炎帝) ist bekannt als der erste Kaiser des alten China, der nicht nur die landwirtschaftlichen Werkzeuge, sondern auch Kräuter zur Behandlung von Krankheiten für sein Volk erfand.

Indien und die alte Lehre des Ayurveda

Dieses geschlossene Heilsystem des Kaisers Shennong ist auch Grundlage der tibetanisch-chinesischen Heilkunde, welche neben dem Ayurveda, dem indischen Wissen vom Leben, als eines der ältesten Heilsysteme gilt. Zumindest als schriftliche Überlieferung. Denn in Indien entstanden ungefähr zur gleichen Zeit Aufzeichnungen über den Gebrauch von Naturarzneien in den Veden, dem Heiligen Wissen. Etwa 1500 Heilpflanzen wurden um 700 v. Chr. von einem Indischen Arzt in der ‚Charaka Samhita‘, einer Zusammenfassung medizinischer Abhandlungen festgehalten. Dem Kernstück des Ayurveda.

Der Mann vom Tisenjoch, auch Ötzi genannt

Der Mann vom Tisenjoch, allgemein bekannt als „Ötzi„, eine etwa 5300 Jahre alte Gletschermumie aus der ausgehenden Jungsteinzeit (Neolithikum) bzw. der Kupferzeit, führte Birkenporlinge vermutlich als Heilmittel mit sich. Heilpflanzen und therapeutische Tätowierungen zeugen von medizinischer Versorgung des 5.000 Jahre alten Eismannes. Schon zu Ötzis Lebzeiten gab es eine „hochentwickelte Kultur der Krankenfürsorge“, berichten Forscher im „International Journal of Paleopathology“. Davon würden die medizinisch wirksamen Pilze und Pflanzen sowie die möglicherweise therapeutischen Tätowierungen zeugen, die die 1991 entdeckte, 5.000 Jahre alte Gletschermumie mit sich bzw. am Körper trug. (Quelle: Der Standard AT)

Volksheilkundliches Wissen

Schriftliche Belege der Nutzung von Kräutern und Heilpflanzen gibt es also seit rund 5000 Jahren. Ärchäologische Belege schon seit über 60.000 Jahren. Doch über Generationen wurde das Wissen über den Anbau und Wirkung der Heilkräuter mündlich weitergegeben. Heute nennt man dies Volksheilkundliches Wissen oder Erfahrungswissen.
Vieles was über Jahrhunderte oder Jahrtausende an Wissen weitergegeben wurde, ist mittlerweile auch wissenschaftlich nachgewiesen. Doch nicht alles, so weit reicht die Wissenschaftliche Forschung noch nicht, was nicht bedeutet, dass das alte Wissen falsch sei. Im Gegenteil, die moderne Pharmakologie kommt immer wieder zum Ergebnis, wie sicher die „Alten“ mit der Pflanzenheilkunde umzugehen wussten.

Vor 3000 Jahren

Keltische Druiden und die Heilkraft der Mistel

Bei den Kelten waren es die Druiden, die als Heilkundige galten. Bei ihnen war es besonders der Kult um die Mistel, die von ihnen angewendet wurde. Mistelpräparate werden heute in der Krebsbehandlung eingesetzt.

„Bemerkenswert ist der Hinweis auf die Heiligkeit der Mistel. Man kennt schon seit langem frühkeltische Skulpturen von Herrschern oder Heroen, deren Kopfbedeckung, die sogenannte Blattkrone, stark an ein stilisiertes Mistelblatt erinnert. In einem der frühkeltischen Gräber, die auf dem Glauberg bei Büdingen gefunden wurden, entdeckte man tatsächlich die Überreste einer solchen, aus Draht und Leder gefertigten Kopfbedeckung – die Vermutung liegt nahe, dass der hier Begrabene auch religiöse Funktionen hatte.“ So steht es im SPIEGEL – Das Geheimnis der keltischen Druiden, 2017

Bronzezeit & die Kelten

Dinkel und Hülsenfrüchte

Von den ersten Getreidesorten hatte sich besonders der Dinkel durchgesetzt. Er wurde von der Bronzezeit (1800 bis 800 v.Chr.) bis ins Mittelalter in klimatisch günstigen Gebieten reichlich angebaut. Vor allem in Bereichen, die sich für den Weizen nicht eigneten.

Zuerst wohl als Beikräuter auf den Feldern, traten Hafer, Roggen und Emmer erstmals auf und zu der Rispenhirse gesellte sich noch die Kolbenhirse. Als erste Hülsenfrucht kam die Puffbohne wohl über Südeuropa über die Alpen nach Norden.

Im Hohenheimer Versuchsfeld ist eine Rodungsinsel der Bronzezeit dargestellt. Der Dinkel (Triticum spelta) macht hier den Hauptteil aus, da er bei Ausgrabungen bronzezeitlicher Siedlungsplätze besonders in Süddeutschland häufig gefunden wurde. Sein Ursprung liegt laut den Forschenden bis heute im Dunkeln, er ist nicht so alt wie Einkorn, Emmer und Gerste und besitzt auch keine wilden Vorfahren in der Wildgräserflora des Vorderen Orients. Die ältesten Dinkelfunde gibt es südlich vom Kaspischen Meer und es wird angenommen, dass der aus einer Kreuzung von Wildemmer mit einer Aegilops Art hervorgeht.

Aegilops, auch Ziegengras genannt, ist eine Wildgras Art, die von der Mittelsteinzeit bis zu den Kelten bekannt war. Aegilops speltoides und Aegilops squarrosa spielen eine wichtige Rolle in der Herkunft und Zucht des heutigen Weizens. (Quelle: Spektrum, Lexikon Biologie)

Landwirtschaft und Ernährung der Kelten

Die Kelten betrieben Ackerbau mit stählernen Pflügen, bauten Getreide wie Dinkel und Emmer an und hielten sich Haustiere zur Arbeit und Ernährung. Die keltische Landwirtschaft basierte auf Ackerbau und Viehzucht. Auf kleinen umzäunten Äckern wurden Getreide (Emmer, Dinkel, Gerste, Hirse) und Leguminosen (Saubohnen, Erbsen, Linsen) angebaut. Die Hülsenfrüchte waren wichtige pflanzliche Eiweißlieferanten. Hinzu kamen Zwiebeln, Lauch, Kohl und Rüben. Als wilde Gemüse wurden dazu noch Löwenzahn, Brennnessel, Rettich, Sellerie verzehrt.

Lein, auch Flachs genannt, wurde als Faser- und Ölpflanze angebaut. Sogar Berauschendes hatte die keltische Landwirtschaft im Angebot: Schlafmohn. Bereits seit der Bronzezeit war die stimulierende Wirkung der Milch der Samenkapseln bekannt. Mohn schätzten die Kelten auch als Gewürz- und Ölpflanze. (Quelle: Kelten.de – keltische-landwirtschaft).

Die keltische Landwirtschaft war anderen antiken Kulturen in vielerlei Hinsicht überlegen. So entwickelten die Kelten eine einfache Erntemaschine für Getreide; sie erfanden eine Reihe von Eisenwerkzeugen, betrieben Feldrotation und bewässerten ihre Felder höchst effektiv. Auch die Verwendung von künstlichem Dünger war der keltischen Landwirtschaft bekannt. Um den Ertrag ihrer Felder zu erhöhen, vermischten die Bauern den Dung ihrer Tiere mit Mergel oder Kalk. Küstenbewohner düngten ihre Felder mit Vogelkot und verwendeten Seegras zur Bodenverbesserung. Auch bei der Lagerhaltung erwiesen sich die Kelten als erfinderische Zeitgenossen. Für Getreide nutzten sie unterirdische Lager, Fleisch konservierten sie mit Salz. Nach der Erfindung der Töpferscheibe standen den Bauern und Händlern zudem praktische und leicht herzustellende Tongefäße zur Aufbewahrung und zum Transport ihrer Waren zur Verfügung.“ https://www.kelten.de/keltische-landwirtschaft

Feldversuch Universität Hohenheim

Urgetreide – Feldversuch an der Universität Hohenheim

An der Universität Hohenheim werden auf Versuchsfeldern Wilde Vorfahren von Getreidearten gezeigt, die heute noch im Nahen Osten in der Wildflora vorkommen. Dazu gehören Wild-Emmer (Triticum dicoccoides), Wild-Einkorn (Triticum boeoticum) und Wild-Gerste (Hordeum spontaneum). Aus diesen und anderen großfrüchtigen Wildgrasarten sind die Getreidearten Emmer, Einkorn und Gerste sowie der Zwergweizen (Primitivform unseres Saat-Weizens) im Nahen Osten entstanden.  

Den größten Flächenanteil auf dem Feldstück nehmen Emmer (Triticum dicoccon) und Einkorn (Triticum monococcum) ein, daneben wird noch Saat-Gerste (Hordeum vulgare) in der Form der Nackt- und Spelzgerste, etwas Saat-Weizen (Triticum aestivum) sowie wenig Flughafer (Avena fatua) und Roggen-Trespe (Bromus secalinus) angebaut. Die beiden letztgenannten sind möglicherweise nur als Unkraut in den Getreidefeldern vorgekommen.  

Die aus der Jungsteinzeit in Süddeutschland sicher nachgewiesenen Nutzpflanzen wurden hier ebenfalls auf kleinen Beeten ausgepflanzt bzw. ausgesät. Einige dieser Pflanzen sind auch heute aus unserer Küche nicht wegzudenken, beispielsweise Kümmel (Carum carvi) und Petersilie (Petroselinum crispum).  

Alle hier gezeigten Arten hat der prähistorische Mensch in der Jungsteinzeit jedoch sicher als Nahrungspflanzen verwendet und größtenteils gezielt angebaut. Einige Gewürz- und Salatpflanzen sind vielleicht auch nur in der Wildflora gesammelt worden, so wie es bei vielen Waldfrüchten und beim Wildobst schon immer üblich war. 

Die meisten unserer heimischen Obst- und Beerenarten haben ihre Vorfahren in der heimischen Waldvegetation und waren an ganz besonderen Standorten am Aufbau der Laubwälder beteiligt. Etliche dieser Wildobstarten wurden auch hier mit in die umgebenden Waldstücke gepflanzt oder an deren Rändern angesiedelt, so z.B. der Wildapfel (Malus sylvestris), die Wildbirne (Pyrus communis), die Vogelkirsche (Prunus avium), die Haselnuß (Corylus avellana), die Schlehe (Prunus spinosa) usw. So sind wohl auch Himbeere, Brombeere, Erdbeere usw. einheimische Pflanzen, die sich an einigen Stellen in den Waldstücken von selbst angesiedelt haben.

Quelle: Geschichte der Nutzpflanzen, Universität Hohenheim und https://www.presseportal.de/pm/118695/4633780

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Wie es nach den KELTEN weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Artikel