Das echte JOHANNISKRAUT – bringt wieder Licht ins Dunkel

Hypericum perforatum
Familie der Hartheugewächse (Hypericaceae)
Hyperici herba (Ph.Eur.)

„Sankt Johannskraut…. von etlichen auch Fuga demonum genennt, darumb, das man meynet, wo solichs kraut behalten würt, da komm der teüffel nicht hyn, möge auch kein gespenst bleiben…“ BRUNFELS (1532)

Solche alten Weisheiten können leicht als Aberglauben abgetan werden, doch haben sie einen realen Kern: Wenn man die Vertreibung von Gespenstern mit der Vertreibung von Depressionen gleichsetzt. So steckt manchmal in den alten medizinischen Kräuterbüchern ein wahrer Kern. Das Johanniskraut gehört zu den am besten wissenschaftlich erforschten Kräutern als Mittel gegen depressive Verstimmungen, gegen „Winterblues“ und in Kombination mit anderen Heilpflanzen auch bei Angst und Unruhe. Äußerlich als rotes Johanniskrautöl bei Verletzungen und sogar leichten Verbrennungen. Wegen der gut belegten Wirkung sind Johanniskrautpräparate durch die Krankenkassen erstattungsfähig.

Den Inhaltsstoffen Hypericin und Hyperforin wird eine phototoxische Wirkung nachgesagt. Diese Nebenwirkungen wurden jedoch bisher nur bei Tieren beobachtet, die größere Mengen Johanniskraut gefressen haben – und bei Menschen nur ganz gelegentlich, wenn sie besonders hellhäutig sind oder die Dosis zu hoch war. Leider haben Johanniskrautpräparate deswegen mittlerweile ein schlechten Ruf. In den handelsüblichen Dosen und Präparaten aus der Apotheke, ist die Dosis jedoch so gering, dass keine Nebenwirkungen mehr beobachtet wurden.

Das zum Sonnenhöchststand im Sommer geerntete Kraut hilft im Winter gegen die Dunkelheit, auch „Winterdepression“ genannt. Es heißt, es bringe Sonnenkräfte in die Organe und regeneriert. Am besten nimmt man Johanniskraut schon vorbeugend, bevor die dunklen, trüben Hochnebeltage wieder beginnen. Die Wirkung setzt nach 1 bis zwei Wochen ein.

„Seit November 2009 wird Johanniskraut offiziell in der deutschen Leitlinie für Depressionen geführt. Es wird bei leichten und mittelschweren Depressionen nachweislich genausogut wie herkömmliche Antidepressiva, aber mit deutlich geringerem Nebenwirkungspotenzial“, schreibt Ursel Bühring im aktuellen Lehrbuch für Heilpflanzenkunde, 5. Auflage 2021, Haug Verlag.

Gut für die Seele und auch für die Haut, das erkannte schon Paracelsus, der Arzt, Alchemist und Naturforscher (1493-1541). Von ihm ist das Zitat „Johanniskraut ist eine Hilfe für alle innerlichen und äußerlichen Öffnungen der Haut.“ überliefert.

Prof. Dr. Thomé, Otto Wilhelm – www.biolib.de Gemeinfrei, wikimedia.commons. File: Hypericum perforatum.

Johanniskraut in der Mythologie

Das echte Johanniskraut, Tüpfelhartheu oder Hartenau war seit Urzeiten mit der Sommersonnenwende und der dämonenvertreibenden Kraft der Sonne verbunden. Um die höchste dämonenabwehrende Kraft zu haben, musste es taunass am Morgen des Johannistages (24. Juni) gepflückt werden.

Traditionell galt das Johanniskraut in der Volksheilkunde als Mittel gegen Zauberei und Anfechtungen des Teufels. Die hellen Punkte, die man sieht, wenn man die gelben Blätter gegen das Licht hält, erwecken den Eindruck, als sei die Pflanze durchlöchert. Der Sage nach sollen diese Löcher vom Teufel stammen, der erbost über die Macht, die dieses Kraut über böse Geister und über ihn selbst besass, die Blätter mit Nadeln zerstochen habe. Heute weiß man, dass es sich um Sekretbehälter handelt, die eine helle Flüssigkeit aus ätherischem Öl und Harz enthalten.

Bei den Kelten wurde das Kraut in das Sonnenwendfeuer gehalten, um böse Geister zu vertreiben und im Kampf unbesiegbar zu bleiben. Den germanischen Stämmen galt das Johanniskraut als Symbol der Sonne. Junge Mädchen trugen Kränze daraus zu den Riten bei den Sonnenwendfeiern. Im Mittelalter galt Johanniskraut als Hauptmittel gegen bösen Zauber. Ein Kranz aus dem Kraut am Sonnenwendfest gebunden und übers Hausdach geworfen, sollte vor Blitz, Feuer, Dämonen und dem Teufel schützen. Verbrannt wurde es zum Schutz vor Dämonen und der Dunkelheit sowie als Hilfe gegen Traurigkeit. Bei aufziehendem Gewitter wurde es verräuchert, um die Atmosphäre um das Anwesen zu entspannen, damit die Entladung des Gewitters nicht zu stark wurde.

Luciafest - Fest des Lichts 

Am 13. Dezember wird in den nordischen Ländern wie Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland das Luciafest gefeiert. Das Fest des wiederkehrenden Lichts. Der 13. Dezember, ist zum einen der Gedenktag der heiligen Lucia - und des kürzesten Tag des Jahres, der er in Schweden vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders im Jahr 1752 an diesem Tag war.

Geschichte des Johanniskraut

Schon in der Antike war das Johanniskraut eine geschätzte Heilpflanze. Von Hippokrates wurde sie zur Behandlung von inneren Eiterungen und Lungenerkrankungen empfohlen. Dioskurides (1. Jahrhundert) empfahl sie zu Umschlägen auf Brandwunden. Auch Paracelsus (1493-1541) erwähnte das Johanniskraut gegen zahlreiche Beschwerden. Kneipp empfahl die frischen Blüten sechs Wochen in Olivenöl einzulegen und einen Auszug von diesem ‚Oleum hyperici‘ bei Anschwellungen, Hexenschuss, Gicht und Verrenkungen zu applizieren.

Bildquelle: Alpmed, Herstellung von Johanniskrautöl

Botanisches und Vorkommen

Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum), auch Echt-Johanniskraut, Gewöhnliches Johanniskraut, Durchlöchertes Johanniskraut, Tüpfel-Johanniskraut oder Tüpfel-Hartheu genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Johanniskräuter (Hypericum) innerhalb der Familie der Hypericaceae (früher Hartheugewächse).

Zu finden ist diese ölreiche Pflanze an Wegrändern, Dämmen, mageren Weiden, Heiden und brachliegenden Feldern, in lichten Wäldern und Gebüschen. Am liebsten natürlich in voller Sonne. Diese benötigt sie auch für ihr üppiges Wachstum. All dies macht sie zu einer der schönsten Pflanzen des Hochsommers.

Sie ist eine anspruchslose Pflanze, die meist um den 21. Juni (Sommersonnwende) herum zu blühen beginnt. Sie wird 80 – 100 cm gross und hat einen aufrechten, harten Stängel, der 2 feine Längskanten hat. Die Blätter sind ohne Stiele, eiförmig und ganzrandig. Wenn man sie gegen das Sonnenlicht hält, sieht man viele durchsichtige Pünktchen, daher der Name getüpfeltes Johanniskraut. Die Blüten sind aus 5 gold-gelben Kronblättern zusammengesetzt mit vielen Staubgefässen in der Mitte. Sie sehen aus wie kleine Sonnenrädchen. Sie enthalten dunkle Drüsen mit dem Hauptwirkstoff Hypericin. Wenn man die Blüten zwischen den Fingern zerreibt, färbt sich die Haut davon dunkelrot.

„Das Johanniskraut, auch Sankt Johannskraut genannt, gehört sicherlich auf die Lichtseite des Erdenlebens. Das Johanniskraut erkennt man an den goldgelben Blüten, die mit den feuerroten Staubgefäßen wie eine Krone aussehen. Zerreibt man die goldgelben Blüten zwischen den Fingern verfärben sie sich blutrot. Die Blüte verkündet die Johannizeit, den Höchststand des Jahres, die Sommersonnenwende am 24. Juni, auch Johannistag genannt. Die volle Kraft der Sommersonne lebt also in ihm, dem Johanniskraut. Die Öldrüsen der Blätter sind im Gegenlicht als tausend kleine Punkte sichtbar, die wie Löchlein aussehen – deshalb auch der Beinname „perforatum“.“ (Quelle: Alpmed Ratgeber)

Bildquelle: Alpmed, Johanniskraut Standort in der Toskana

Inhalts- und Wirkstoffe

Zu den Inhalts- und Wirkstoffen gehören Hypericine, Flavonoide, Gerbstoffe und ätherisches Öl. Zu den Hauptwirkstoffen gehört Hyperforin (2-4%) und Hypericin, das rote Farbpigment (0,1-0,15% im Kraut, 0,2 – 0,3% in Blüten). Ihnen wird eine phototoxische Wirkung nachgesagt. Diese Nebenwirkungen wurden bei Tieren beobachtet, die Johanniskraut gefressen haben – und bei Menschen nur ganz gelegentlich, wenn sie besonders hellhäutig sind oder die Dosis zu hoch war. Leider haben Johanniskrautpräparate deswegen mittlerweile ein schlechten Ruf. In den handelsüblichen Dosen und Präparaten aus der Apotheke, ist die Dosis jedoch so gering, dass keine Nebenwirkungen mehr beobachtet wurden.

Eine interessante Quelle findet sich auch bei der Philipps-Universität Marburg: „Hypericin wurde früher als Arzneistoff, hauptsächlich als Antidepressivum verwendet, wobei phototoxische Reaktionen der Haut, der Augenlinse, und der Retina als Nebenwirkungen festgestellt wurden. Diese photochemischen Reaktionen macht man sich heute in der Onkologie zunutze.“ (Wie schon erwähnt, müssen dazu hohe Dosen eingesetzt werden)

Wirkungen

Obwohl das Johanniskraut zu den besterforschten Heilpflanzen gehört, ist der genaue Wirkmechanismus bis heute unklar. Als sicher gilt, dass das Hyperforin und Hypericin zu den nervenberuhigenden Stoffen gehören. Doch wie bei allen großen Heilpflanzen gilt: Die Kombination machts! Soll heißen, nicht ein einzelner Wirkstoff heilt, sondern die gesamte Wirkstoffkombination.

Nachweislich wirken Johanniskrautpräparate stimmungsaufhellend und somit antidepressiv (Serotonin-Reuptake-hemmer). Weitere Wirkungen sind angstlösend, stressmindernd, schlaffördernd und es werden auch körperliche Begleitsymptome von Depressionen wie Rücken- und Kopfschmerzen, Müdigkeit und Magen- und Herzbeschwerden reduziert. Dazu kommen entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Eigenschaften durch die Flavonoide. Das Hyperforin hat außerdem eine antibakterielle Wirkung, wie zahlreiche Studien der Uni-Hautklinik Freiburt zeigen, hemmt es das Wachstum der anitbiotikaresistenten Staphylococcus-aureus-Bakterien (muliresistente Krankenhauskeime).

Anwendung- Innerlich: Hyperici Herba (Johannis-Kraut)

  • Stress
  • Leichte bis mittelschwere Depressionen
  • nervösen Unruhezuständen
  • Angstzustände
  • Burnout Syndrom
  • Wechseljahrbeschwerden

WICHTIG Wirkung setzt erst nach ca. 8 Tagen ein und entfaltet sich erst nach 3-5 Wochen zufriedenstellend.

Anwendung – Äußerlich: Hyperici Oleum (Johanniskrautöl)

  • Wundbehandlung von Schnitt- und Schürfwunden
  • Prellungen und Verstauchungen
  • Nervenschmerzen und Hexenschuss
  • Verbrennungswunden
  • Spröde und trockene Haut

Johanniskraut ist eine der besten schulmedizinisch erforschten Heilpflanzen. Es gibt sehr viele Studien, die die Wirksamkeit von Johanniskraut vor allem bei Depressionen, Angst, nervöse Unruhe aber auch bei Migräne, Menopause und Hauterkrankungen belegen.

"Johanniskraut (Hypericum perforatum) Typisch ist die leuchtend gelbe Blütenfarbe, die schon im Mittelalter als Hinweis für die stimmungsaufhellenden Eigenschaften des Johanniskrauts galt. Der bekannte Seelentröster kann uns dabei unterstützen, wieder an unsere innere Kraft heranzukommen. Seine Wirkungen sind in Studien, z. B. bei Depressionen, gut belegt. In den auf den Blättern erkennbaren kleinen Tupfen steckt nämlich der Farbstoff Hypericin – als Rotöl eines der ältesten Heilmittel in der Naturapotheke. Man kann es beispielsweise auch als Massageöl verwenden. Wenn wir uns nach dem nächsten Frühling sehnen, kann auch ein Johanniskraut-Tee gut unterstützen und ein wenig Sonne in unsere Herzen zaubern. Phytotherapeutika mit Johanniskraut-Extrakt gegen leichte depressive Verstimmungen sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich." (Quelle: Natur & Heilen, Februar 2023)

Pharmakologie & Wirkeigenschaften

Die große Bedeutung des Johanniskrauts spiegelt auch die hohe Anzahl an wissenschaftlich anerkannten Anwendungen wieder. Sie gilt als psychotrope Heilpflanze, da sie nachweislich bei psycho-vegetativen Störungen, depressiven Verstimmungen, Angstzuständen und nervöser Unruhe hilft. Die gesamte Wirkstoffkombination vermindert den Anstieg von Cortisol bei Stress und beeinflusst die Melatonin-Ausschüttung. Als Öl soll es außerdem auch der Faltenbildung entgegenwirken und damit zu jugendlich frischem Aussehen verhelfen. Das rote Johanniskrautöl besitzt eine entzündungshemmende Wirkung.

In der Phytotherapie haben sich bei mittelschwerer und sogar schwerer Depression hochdosierte und standardisierte Johanniskrautpräparate bewährt. Wegen der gut belegten Wirkung sind sie durch die Krankenkassen erstattungsfähig. Erfahrungsgemäß eignen sie sich besonders bei Erschöpfungsdepression oder bei somatoformen Störungen. Bei hohen Dosen kommt es gelegentlich zu Hautausschlägen und nur in Einzelfällen zur Fotosensibilisierung der Haut. Ansonsten ist die Verträglichkeit sehr gut. Zu beachten sind Interaktionen mit Immunsupressiva. Deshalb auf jeden Fall Arzt oder Apotheker fragen.

Verwendung in der Hausapotheke

Man verwendet meist das ganze Kraut für Tee. Aber auch Johanniskrautöl (ein mit Öl aus frischen Pflanzenteilen gewonnener Extrakt) wird gerne verwendet. Das Öl hilft bei Wunden und Verbrennungen, der Tee gilt als Heilmittel bei depressiven Zuständen. Es gibt es mittlerweile auch in Form von Kapseln, Dragees, Tropfen und Saft. Mehr dazu siehe „In der Phytotherapie“.

In der Erfahrungsheilkunde werden die oberirdischen Teile des Johanniskrauts verwendet, die zur Hochblütezeit im Juni gesammelt werden. In ihrem Öl ist damit die Sonnenenergie zum Sonnenhöchststand eingefangen. Das Johanniskrautöl gilt als nicht reizendes, „kaltes Öl“. Man gewinnt es, indem man Johanniskrautblüten zwei Monate lang in kaltgepresstes Oliven- oder Sonnenblumenöl einlegt, gelegentlich kräftig schüttelt und in der Sonne stehen lässt. Diesen Vorgang nennt man Mazeration.

Johanniskraut in der Toskana, Bild: alpmed

BALDRIAN – Fit am Tag, stark für die Nacht

Valeriana officinalis L.
Familie: Geißblattgewächse
Arzneidroge: Valerianae radix (Baldrianwurzel)

Im Lorscher Arzneibuch, dem ältesten schriftlichen Zeugnis der Klostermedizin, das in der Zeit der Karolinger entstand, steht geschrieben: „Allzu viel Schlaf gleicht das Mittel mit Wachen aus, bei übermäßiger Schlaflosigkeit sorgt es für den entsprechenden Schlaf, es befreit von Erschöpfung, nimmt die Trägheit […]

Interessant ist, dass Baldrian tagsüber die Konzentration und Wachheit fördert, z.B. in Stresssituationen oder bei Prüfungsangst. Seine Indikationen sind Konzentrationsschwierigkeiten und Nervosität. Zur Nacht bringt er das Gedankenkarussell zum Stillstehen und wirkt schlafanstoßend. So unterschiedlich das klingt, gemeinsam ist diesen beiden Wirkungsweisen die Erdung und Zentrierung – die Energie des „bei-sich-Bleibens“, so beschreiben es Cornelia Stern und Helga Ell-Beiser in ihrem 680 Seiten dicken Wälzer über Phytotherapie. Wie bei vielen pflanzlichen Mitteln tritt seine Schlafförderung allmählich ein und kommt erst nach fünf bis 14 Tagen zum Tragen. Dann aber sanft und nachhaltig.

Abends eingenommen kann er bei Schlafproblemen unterstützen. Schon in mittelalterlichen Kräuterbüchern ist er als Kräftigungsmittel zu finden, z. B. gegen Erschöpfung durch geistiges Arbeiten: Die Wirkstoffe beeinflussen u. a. die Verstoffwechslung zahlreicher Botenstoffe des Gehirns – darunter auch Dopamin, das u. a. beim Lernen, Denken und Verstehen eine wichtige Rolle spielt.

Baldrian bei Prüfungsangst

Studien legen zudem nahe, dass Baldrian beruhigende und angstlösende Effekte hat. Wer beispielsweise Angst vor einer Prüfung hat oder in Stresssituationen nervös und unruhig ist, kann ein Baldrianpräparat nehmen (Immer in Absprache mit dem Arzt). Interessant ist, dass Baldrian tagsüber zwar beruhigt, aber man sich keine Sorgen machen muss, dass man einschläft, auch wenn der Beipackzettel zur Vorsicht mahnt. Baldrian kann tagsüber sogar aufmunternd wirken.

Was viele nicht wissen und Baldrian deshalb enttäuscht wieder weglegen, da es „nicht gewirkt hat“. Wie schon erwähnt verbessert er den Schlaf meist nicht nach der ersten Einnahme. Oft sind mindestens zwei Wochen nötig, bis sich die Effekte bemerkbar machen. Dafür hat er wie viele pflanzliche Mittel keine Nebenwirkungen – und vor allem: im Gegensatz zu vielen chemischen Schlafmitteln ist man tagsüber nicht müde!

Ein einzelner Wirkstoff, der schlaffördernd wirkt, wurde bei Baldrian nicht gefunden. Man geht davon aus, dass das Zusammenspiel aller Inhaltsstoffe synergistisch wirkt.

Valeriana officinalis, Historische Bildtafel Lindman

Kulturgeschichte des Baldrians

Baldrian taucht auch zusammen mit Bibernelle als geweissagtes Heilmittel in vielen Pestsagen auf: „Esst Bibernellen und Baldrian so geht euch die Pest nicht an“.

Der botanische Gattungsname Valeriana stammt vom lateinischen Wort valens für kräftig. Sein deutscher Name ‚Baldrian‘ ist eventuell volksetymologisch angelehnt an den Namen des nordischen Lichtgottes Balder. Im Volksmund heißt der Gemeine Baldrian auch Katzenkraut, Katzenwurzel,  Stinkwurz, Dammarg, Dreifuß, Mondwurzel, Bullerjan, Tolljan Theriakswurz, Denmark, Dennenmark, Dammark und natürlich auch Hexenkraut, so wie viele zauberhafte Heilpflanzen.

Die Ärzte der europäischen Antike – DioskuridesPlinius und Galen – berichteten über vier Pflanzen mit dem Namen nardus („Indische Narde“ – „Syrische Narde“ – „Keltische Narde“ – „Berg-Narde“) und über eine ähnlich wie diese „Narden“ wirkende Pflanze mit dem Namen „phu“. Wegen ihres Wohlgeruchs waren sie insbesondere als Zutaten zu Salben und als Teil der Theriak-Zubereitungen in Gebrauch. Auch wurde ihnen zugeschrieben, dass sie erwärmend und urintreibend wirken, die Monatsblutung befördern und Seitenstechen beseitigen. Über die Medizin im arabischen und lateinischen Mittelalter erreichte diese Tradition die Ärzte des europäischen Nordens. Pflanzen mit den Namen „Narde“ und „phu“ wurden von den Vätern der Botanik als Echter Baldrian („phu“) oder als zur Gattung Valeriana gehörig („Narde“) gedeutet. Das „phu“ deuteten sie als den gemeinen Baldrian, wobei Hieronymus Bock (1539) zwischen einem großen Baldrian (Valeriana phu L.) und einem gemeinen, kleinen Baldrian (Valeriana officinalis L.) unterschied. Bock erwähnte auch noch Valeriana dioica L. als kleinste Baldrian-Art. Quelle: wikipedia.

Botanisches

Echter Baldrian, auch Arzneibaldrian oder Großer Baldrian (Valeriana officinalis), oft auch nur Baldrian genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Baldriane (Valeriana) innerhalb der Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae). Nahe Verwandte vom Echten Baldrian sind der Echte Speik und der Weidenblättrige Baldrian.

Er wächst bei uns nahezu überall, häufig an Gewässern oder auf feuchten Böden, und es gibt unzählige Arten dieses Helfers. Der Echte Baldrian kommt in weiten Teilen Europas (außer Portugal) und Westasien vor. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich weiter ostwärts bis Sibirien und Russlands Fernem Osten, Korea, China, Taiwan und Japan.

Baldrian ist frostbeständig und gedeiht in Sonne oder Halbschatten in fast jedem Boden. Als Feuchtbodenpflanze verträgt er auch gelegentliche Überschwemmungen und kommt daher in der freien Natur häufig auf Wiesen entlang von Gewässerläufen vor.

Baldrian und Feldsalat – eng verwandt und doch ganz anders Interessant ist, dass der Baldrian, diese allseits als Schlafmittel bekannte, Katzen ins Delirium sendende Heilpflanze mit dem Feldsalat verwandt ist. Sie gehört wie dieser zur Familie der Valerianaceaen, der Baldriangewächse. Ich musste gleich mal nachschauen, ob der Feldsalat vielleicht auch beruhigende Eigenschaften hat? Schließlich ist es nicht so ungewöhnlich, dass unsere Nahrungspflanzen auch Heilpflanzen sein können - man denke nur an Tomaten, Chili, Karotten, Kraut und Kohl, sowie viele Kräuter und Gewürze. Im Feldsalat sind zwar viele bioaktive Stoffe enthalten, wie Vitamin C, Carotinoide, Phenole, Folsäure, Sterine und Omega-3-Fettsäuren. Doch von den berühmten Inhaltsstoffen, u.a. den Valepotriaten oder Lignanen des Baldrians sind bei ihm keine erwähnt. Im Baldrian befinden sich diese ja vornehmlich in der Wurzel. Doch das frische Grün des Baldrians, die gefiederten und gezähnten Blättchen, erinnern an Feldsalat und können so wie sein Verwandter der Feldsalat (Valerianella spec. – Kleiner Baldrian) in Salaten mitgegessen werden. In den Blättchen befinden sich jedoch kaum „beruhigende“ Inhaltsstoffe, die sind hauptsächlich in der Baldrianwurzel zu finden. Die Blüten sollen ebenfalls genießbar sein, habe ich jedoch noch nicht probiert. Manche mögen den süßlichen anemonenartigen Duft, ich finde ihn seltsam.

Die Wurzel des Baldrian

Unterirdisch verfügt der Baldrian über ein weit verzweigtes Rhizom, über das er sich vegetativ über Ausläufer vermehren kann. Wenn man die Wurzel trocknet, strömt der typische Baldriangeruch aus. Ein balsamisch, feucht-erdiger Geruch, den vor allem Katzen anziehend finden. Manche Menschen empfinden ihn als ranzigen Geruch wie alter Käse. Andere dagegen empfinden ihn nicht als abstoßend. Er ist so durchdringend, dass die Legende überliefert, der Rattenfänger von Hameln habe Baldrian bei sich getragen, um die Ratten anzulocken. Und doch wird Baldrian auch in der Parfümindustrie eingesetzt – es können damit moschusähnlich-holzige, balsamische Gerüche erzielt werden.

In der Phytotherapie

VALERIANAE RADIX (Ph. Eur.)

Als pharmazeutische Droge dienen die getrockneten unterirdischen Pflanzenteile. Die Baldrianwurzel (Valerianae radix oder Radix Valerianae) ist eines der bekanntesten pflanzlichen Beruhigungsmittel. Nachgesagt wird ihr unter anderem eine Wirksamkeit bei Unruhe- und Angstzuständen, Schlafstörungen, nervös bedingten Herzbeschwerden und krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Am häufigsten kommt der Arznei-Baldrian als Trockenextrakt zum Einsatz. 

INHALTS- und WIRKSTOFFE

Baldrian enthält unter anderem ätherisches Öl (neben Valerensäure unter anderem auch die Isovaleriansäure, die für den charakteristischen Geruch des Wurzelstocks verantwortlich ist), Valepotriate und Alkaloide. Das Flavonoid Linarin hat sedierende Wirkung und ist mit für die Hauptwirkung auf den Menschen verantwortlich. Das Alkaloid Actinidin ist der Grund, weshalb Baldrian ein Lockstoff für Katzen ist, ähnlich wie Katzenminze. 

Die Wirkstoffe sind je nach Herkunft unterschiedlich zusammengesetzte ätherische Öle mit Bornylacetat und Bornylisovalerianat als Hauptkomponenten. Diese sind auch verantwortlich für den typischen Baldriangeruch, der beim Trocknen der Droge auftritt. Weil dieser Geruch dem Lockduft läufiger Katzen ähnelt, werden Kater davon angelockt. 

Weitere Inhaltsstoffe sind Valeranon, Caryophyllen, Camphen und weitere Mono- und Sesquiterpene, Sesquiterpencarbonsäuren wie die Valerensäuren, Valepotriate (Iridoide) mit Valtrat und Isovaltrat. Wegen der Instabilität dieser Verbindungen sind in Extrakten und Tinkturen z. T. nur deren Abbauprodukte, die sogenannten Baldrinale, nachweisbar. Auch Aminosäuren und in geringer Menge Lignane und Pyridinalkaloide wurden als Inhaltsstoffe gefunden. (wikipedia)

Bestandteile des Arzneimittels

Als Arznei wirksam sind die Baldrian-Wurzeln. Sie bestehen unter anderem aus ätherischem Öl, das sich aus Monoterpenen wie Borneol und Kampfer, sowie Sesquiterpenen wie ß-Bisabolen zusammensetzt. Daneben sind Iridoide enthalten, die sogenannten Valepotriate, vor allem der Inhaltsstoff Valtrat und dessen Abbauprodukt Baldrinal. Isovaleriansäure ist für den charakteristischen Geruch verantwortlich. In geringen Mengen finden sich auch Lignane in den Wurzeln. (Quelle: Apotheken.Umschau)

Wirkungen der Inhaltsstoffe

Das Zusammenspiel verschiedener Inhaltsstoffe ist für die bekannten Effekte des Baldrians verantwortlich. Laborexperimente zeigen, dass die wirksamen Substanzen mit speziellen Botenstoffen und schlaffördernden Substanzen im Gehirn interagieren. Baldrian scheint sich auf diese Weise positiv auf den Schlaf auszuwirken. Auszüge aus der Pflanze erleichtern das Einschlafen und verbessern wohl auch das Durchschlafvermögen. Besonders bei leichten Schlafstörungen gehört Baldrian zu den beliebtesten pflanzlichen Mitteln. Häufig wird er mit ähnlich wirkenden Heilkräutern kombiniert, etwa Melisse, Passionsblume oder Hopfen. (Apotheken Umschau)

Aus der Forschung: Vergleichbar wie Adenosin fördern die Lignane den Schlaf, sie wirken wie ein pflanzliches Adenosin.

Die geschilderten Heilwirkungen konnten bisher keiner Einzelsubstanz zugeordnet werden, so dass für die Heilwirkung das Zusammenspiel mehrerer Wirkstoffgruppen angenommen werden muss. Sie wirken synergistisch. Hinweise deuten darauf hin, dass die Lignane für die schlaffördernde Wirkung des Baldrians mitverantwortlich sind. Diese auch als Schlaflignane bezeichneten biochemischen Olivilverbindungen setzen an den gleichen Rezeptoren im Gehirn (Adenosin-A1-Rezeptoren) an wie das körpereigene Adenosin.

In vielen Fertigarzneimitteln wird die Baldrianwurzel auch mit anderen getrockneten Pflanzeneilen (in der Fachsprache „Drogen“ genannt) kombiniert, für die eine beruhigende Wirkung vermutet wird z. B. mit HopfenMelissePassionsblume (offizinell ist Passiflora incarnata), Frauenmantel und Wacholderbeere. Bei der Kombination von Baldrian mit Hopfen ergänzen sich die schlaffördernden Wirkungen ähnlich der körpereigenen Schlafregulatoren Adenosin und Melatonin, denn Hopfen zeigt eine ähnliche Wirkung wie das körpereigene schlafinduzierende Melatonin.

LITERATURVERZEICHNIS & QUELLEN

(auf den Link klicken, dann kommst du zu meinem Literaturverzeichnis)

(c) Ute Mangold / wiesengenuss 2023. Alle Bilder und Texte sind urheberrechtlich geschützt.

LAVENDEL – „Pflanze gewordener Himmel“

Lavandula officinalis L.
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Arzneidroge: Lavandulae flos

Jedes Jahr stellt der interdisziplinäre Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg eine „Arzneipflanze des Jahres“ vor – 2020 ist es der Echte Lavendel. Die beliebte, blau blühende Lippenblütler-Pflanze wird seit der Antike als Heilpflanze zur Beruhigung und Entspannung genutzt.

„Ein Lavendelfeld ist Pflanze gewordener Himmel, der sich auf die Erde gesenkt hat. Kein Blau ist so rein wie sein inniges Lavendelblau, das Lavendelfelder zum Meditationsteppich der sanften edlen Ruhe werden lässt. Der Lavendel ist der Innbegriff eines mediterranen Sommertraums voller Glück und entspannter Momente. Die weich-flaumig behaarten, schmalen Blätter des Lavendels verbreiten ihren edlen beruhigenden Duft. Wer mit den Händen durch dieses Blütenmeer fährt, spürt es wie das sänftigende Berühren des Himmels.“.
(“Lavendel Frischpflanzentüchlein – alpmed.ch”)

LAVANDULAE FLOS

Die Pflanzenheilkunde verwendet meist die lila Blüten (Lavandulae flos). Die Blüten werden vor dem Aufblühen gesammelt, so dass sich die angenehm aromatisch duftenden Blütenöle noch ungeöffnet in ihrem etwa 5mm langen Kelch befinden. Hauptsächlich in Südfrankreich gewinnt man das Lavendelöl. Das ätherische Öl des Lavendels wirkt unmittelbar beruhigend auf das Zentralnervensystem und löst Verspannungszustände.

Kulturgeschichte des Lavendels

Seit der Antike wurde Lavendel in der Kosmetik und Medizin verwendet, damals allerdings noch der Schopflavendel Lavandula stoechas. Der Name Lavendel rührt vom lateinischen Wort lavare, was „waschen“ bedeutet. Das Kraut wurde aber nicht nur zum Waschen und Baden verwendet, sondern fand früh Eingang in die Heilkunde. Der römisch-griechische Arzt Dioskurides beschreibt um das Jahr 60 n.Chr. den Schopflavendel als „ein Kraut mit schlanken Zweigen, behaart wie Thymian, doch langblättriger und scharf im Geschmack und etwas bitter”. In Ägypten wird Lavendel seit alters her als Parfüm- und Räucherbestandteil genutzt.

Der Echte Lavendel hatte seine große Zeit mit Beginn der Klostermedizin. Seine Wirkung als natürliches Motten-Repellent erkannte Hildegard von Bingen, die große Heilkundlerin des frühen Mittelalters (1098 – 1179). Im Mittelalter nutzte man den Lavendel auch als Liebespflanze, Aphrodisiakum und wie heute als Raumduft mit gleichzeitig desinfizierendem Effekt.

Seit dem 19. Jahrhundert verstärkte man die Ernte und Verarbeitung des wildwachsenden Lavendels. Im 20. Jahrhundert wuchs daraus deine regelrechte Lavendel-Industrie. So wird in der heutigen Zeit der Echte Lavendel in der Naturmedizin als Beruhigungsmittel bei nervöser Unruhe und Schlaflosigkeit verwendet und in der Aromatherapie genutzt. Die Plantagen in der französischen Haute-Provence sind die wohl bekanntesten.

Botanik des Lavendels

Echter Lavendel ist ein graufilzig behaarter, aromatisch riechender Halbstrauch mit einer Höhe von 20 bis 80 Zentimetern. Er trägt lanzettförmige dunkelgrüne lederartige Blätter und Blütenstände, auf denen sechs- bis zehnblütige Scheinquirle mit tiefblauen kurz gestielten Blüten sitzen. Sowohl die Zweige als auch die Laubblätter und die Blütenkelche enthalten Öldrüsen.

„Lavendelarten kommen weltweit vor, sofern die Boden und Klimaverhältnisse stimmen. Er bevorzugt trockene warme Hänge und wird vielerorts kultiviert. Für Duft, Aroma und auch als Arznei. Angebaut wird er im gesamten Mittelmeerraum, hauptsächlich in Frankreich. In riesigen Lavendelfeldern. Unterschieden wird zwischen dem Echten Lavendel (Lavandula angustifolia) und dem Schopflavendel (Lavandula stoechas). Beide gehören zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae oder Labiatae). Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser mediterranen Arten erstreckt sich von den Kanarischen InselnMadeira über ganz Südeuropa bis zum östlichen Mittelmeer und Nordwestafrika. Als Standort werden GariguesMacchien, lichte Kiefernwälder auf trockenen, kalkfreien Böden bevorzugt.“ (wikipedia)

Zeichnung aus historischem Kräuterbuch. Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Illustration. Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen - List of Koehler Images
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Illustration. Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen – List of Koehler Images

Verwendung von Lavendel in der Pflanzenheilkunde

LAVANDULAE FLOS (Ph.Eur)

Die Pflanzenheilkunde verwendet meist die lila Blüten, sie werden vor dem Aufblühen gesammelt, so dass sich die angenehm aromatisch duftenden Blütenöle noch ungeöffnet in ihrem etwa 5mm langen Kelch befinden. 

Hauptsächlich in Südfrankreich gewinnt man das Lavendelöl. Die Blüten Lavandulae flos, bestehen aus den getrockneten und kurz vor der Entfaltung gesammelten Blüten des Echten Lavendel, Lavandula angustifolia MILLER sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung.

Inhaltsstoffe und Wirkstoffe des Lavendels 

Im Mittelmeerraum heimisch, steckt der Lavendel voller wertvoller ätherischer Öle. Wer seinen Geruch mag, kann nicht nur von den schlaffördernden Eigenschaften profitieren. Die Arzneidroge enthält mindestens 1,5% ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen. Getrocknete Lavendelblüten enthalten 1 bis 3 (in offizineller Qualität mindestens 1,3) Prozent (v/m) ätherisches Öl, ferner Lamiaceengerbstoffe und Phenolcarbonsäuren wie z. B. Rosmarinsäure. Ebenfalls verwendet wird das durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Lavendelöl. Dessen Hauptbestandteile sind (‒)-Linalool (20 bis 45 Prozent) und Linalylacetat (25 bis 47 Prozent), daneben kommen weitere Terpene bzw. Terpenabkömmlinge vor wie etwa cis-Ocimen, β-CaryophyllenLimonen und Terpinen-4-ol vor. (Quelle: wikipedia).

Anwendung und Wirkung von Lavendel

Innerlich angewendet wirkt der Lavendel beruhigend und entblähend.

Die wichtigsten Anwendungsgebiete des ätherischen Lavendelöls liegen heute im psychischen Bereich. Die beruhigenden, Stress mindernden, Angst lösenden und entspannenden Wirkungen stehen hier im Vordergrund. Ätherisches Lavendelöl wird bei Stress, Ängsten und Schlaflosigkeit empfohlen. Wirkt eher beruhigend und entspannend, während Baldrian als klassisches und sedierendes Einschlafmittel eingesetzt wird.

Dosierung:
Innerlich als Tee: 1-2 TL voll getrocknete Blüten pro Tasse.
Lavendelöl: 1-4 Tropfen (ca. 20-80 mg), z.B. auf ein Stück Würfelzucker
Äußerlich: Anwendung als Badezusatz, 20-100 g Lavandulae flos (getr. Lavendelblüten) auf 20 l Wasser

Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen sind keine bekannt.

Lavendel. Quelle: alpmed.ch

Wirksamkeitsbeleg in wissenschaftlichen Studien

Vor ein paar Jahren wurde ein Lavendel-Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um die um die Wirkung von hochdosiertem und definiertem Lavendel-Öl in Kapseln zu untersuchen. »Von Anfang an zeigte sich dabei eine Verbesserung von Schlafstörungen im Zusammenhang mit psychischer Belastung nach sechswöchiger Behandlung. Im Folgenden fokussierte sich die Forschung auf das Thema Unruhe und Angstzustände. In placebokontrollierten klinischen Studien konnte eine signifikante Wirksamkeit gezeigt werden, sagt Professor Dr. Bernhard Uehleke aus Berlin, der an der Forschung beteiligt war, in einer Pressemitteilung. Zwei aktuelle Übersichtsarbeiten in »The World Journal of Biological Psychiatry« und »Phytomedicine« konnten die Wirksamkeit bei den beanspruchten Indikationen bestätigen. Ein weiterer Impuls kam aus der Grundlagenforschung, in der ein Mechanismus für eine beruhigende, angstlösende Wirkung über Calciumkanäle identifiziert werden konnte.

Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg

An der Universität Würzburg wurde 1999 ein interdisziplinärer Studienkreis zur Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde gegründet. Die Jury will die Geschichte von Pflanzen in der Medizin und ihre pharmazeutische Nutzung betonen und neben dem Verweis auf eine bestimmte Heilpflanze auch auf die wissenschaftliche Arbeit an der Hochschule aufmerksam machen. Der Vorschlag für den Echten Lavendel geht auf den 2019 verstorbenen Medizinhistoriker Dr. Johannes Gottfried Mayer zurück. Die Wahl des interdisziplinären Studienkreises Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde, der die Arzneipflanze des Jahres kürt, fiel auf den Lippenblütler aufgrund seiner vielfältigen Nutzung in der Geschichte und neu vorliegender Forschungsergebnisse.

Lavendelfeld mit Schmetterlingen in der Toskana. Foto: alpmed.ch
Lavendelfeld mit Schmetterlingen in der Toskana. Foto: alpmed.ch

LITERATURVERZEICHNIS & QUELLEN

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(c) Ute Mangold / wiesengenuss 2023. Alle Bilder und Texte sind urheberrechtlich geschützt.

SCHAFGARBE – eine alte Würz- und Heilpflanze

Historische Zeichnung Schafgarbe

Achillea millefolium L.
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Arzneidroge: Millefolii herba

Die Bezeichnung Schafgarbe geht auf die Beobachtung von Hirten zurück, die sahen, dass ihre Schafe die Schafgarbe bei Magenentzündungen bevorzugt fraßen, ein bitteres Pflänzchen, das sie sonst mieden. Die Schafgarbe ist eine große alte Heilpflanze, die schon in der Steinzeit den Menschen bekannt war und auch von den berühmten Ärzten der Antike beschrieben und empfohlen wurde. Sie wirkt unter anderem leicht krampflösend und antientzündlich. Auch als appetitanregendes Mittel, bei Frauenleiden und allgemein bei Verdauungsbeschwerden wird sie eingesetzt. Ihre Wirkungen werden mit denen der Kamille verglichen.

Zu Maria Himmelfahrt binden Gläubige die Schafgarbe in das Kräuterbüschel, dass in der Kirche geweiht wird. Anschließend hängt das Sträußchen an Haustüren, damit es Glück und Gesundheit bringt. Daneben dient Schafgarbe seit der Antike als Mittel zur Wundheilung und bei MagenDarm-Problemen.

Kulturgeschichte

Natur- und Kulturvölker sammelten seit der Steinzeit die in der Umgebung wachsenden Arten. Auf allen Kontinenten ist dies nachgewiesen. Vermutlich war zunächst die Ernährung das Ziel, doch entdeckten die Menschen auch die Würz- und Heilkraft der Pflanzen und fingen an, sie rund um ihre Wohnhöhlen, später Dörfer und Siedlungen anzubauen. Dies zeigten Pollenfunde aus steinzeitlichen Höhlen und auch an den berühmten jungsteinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee. Nachgewiesen sind Anpflanzungen von Kräutern wie KamilleBaldrianHolunderWegerichSchafgarbe, Lein, Hanf und Mohn. Auch Kümmel und der Urahn unserer heutigen Petersilie wurden nachgewiesen. Alles Pflanzen, die heute noch fast jeder kennt.

Noch älter sind die mindestens 60.000 Jahre alten Funde von Heilpflanzen Überresten an Gräbern im Zweistromland Mesopotamien und in Ägypten. Darunter die Samen von Schafgarbe und Eibisch. Auf die Idee, bestimmte Kräuter und Heilpflanzen für die eigene Gesundheit einzusetzen, kamen Menschen vermutlich auch durch die Beobachtung von Tieren, die bei Beschwerden instinktiv spezielle Pflanzen fraßen. Bestes Beispiel sind Schafe und die Schafgarbe.

Bereits bei dem griechisch-römischen Arzt Dioskurides, der im 1. Jahrhundert lebte, tauchte die Schafgarbe als „Tausendblättriges Soldatenkraut“ auf. Wohl, weil sie wegen ihrer blutstillenden Wirkung zur Wundheilung eingesetzt wurde. Hildegard von Bingen führt die Pflanze ebenfalls zur Heilung von äußeren und inneren Verletzungen an. In mittelalterlichen Kräuterbüchern wird sie außerdem als heilsam gegen Koliken, Zahnschmerzen, Frauenleiden und Verdauungsproblemen beschrieben. Indikationen, die später wissenschaftlich bestätigt wurden.

Ihr lateinischer Gattungsname „Achillea“ beruht nach Plinius auf der alten Sage, dass der thesaulische Centaur Cheiron Achilles, den Helden des Trojanischen Krieges, in der Heilkunde unterwiesen habe. Und zwar darin, die Pflanzen zur Heilung der blutenden Wunden seiner Krieger anzuwenden. 

Millefolium ist eine Lehnübersetzung vom griechischen myrióphyllon, was «mit unzähligen Blättern» bedeutet. Schaut man sich die Blättchen dieser schönen Wiesenpflanze genauer an, sieht man sie die vielen kleinen Blättchen, zart gefiedert wie Federn. Fast tausendblättrig, sind sie filigran unterteilt. 

Botanisches

Das Wort Garbe ist aus der althochdeutschen Garwa oder Garwe entstanden, was mit «die Bereitgestellte» oder «die Gesundmacherin» interpretiert wird. Andere volkstümliche Namen wie Bauchwehkraut, Blutstillkraut, Wundkraut, Frauendank oder Soldatenkraut geben einen Hinweis auf die Eigenschaften dieser alten Heilpflanze. 

Die Schafgarbe wächst häufig auf Wiesen, an Wegrändern, auf Ruderalflächen, Halbtrockenrasen und natürlich auf (Schaf-)Weiden. Sie mag eher trockene, warme und helle Standorte. In den Alpen steigt sie bis fast 2000 Meter hoch. Die Schafgarbe ist sehr weit verbreitet und gehört zu den Pionierpflanzen, die schnell Schutt- und Rohböden besiedeln. Hier festigt sie mit ihren Wurzelausläufern den Boden für andere Pflanzen.

Bei den Achillea-Arten handelt es sich um ausdauernde krautige Pflanzen, selten Halbsträucher, die Wuchshöhen von 6 bis zu 80 Zentimetern erreichen. Meist duftet die ganze Pflanze aromatisch. Im Frühling treibt das Rhizom eine Blattrosette aus. Später wächst ein Stängel, auf dem sich die Blüten bilden. Der glatte bis behaarte Stängel ist zäh und innen markhaltig. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt bis sitzend. Die Blattspreiten sind schmal und gefiedert. Die Schafgarbe blüht weiß bis rosa, ihre kleinen Blütenköpfchen sehen in dichten Scheindolden zusammen. Doch nicht nur als Heilpflanze, auch als Gewürz in einem Wildkräutermenü oder als Dekoration für einen Wildkräutersalat, ist die Schafgarbe zu schätzen.

Und mit ihren umfassenden heilenden Eigenschaften ist die Schafgarbe mit der Kamille vergleichbar.

Schafgarbe (Achilea millefolium) Foto: Ute Mangold, wiesengenuss

Inhalts- und Wirkstoffe

ACHILLEAE MILLEFOLII HERBA 

Bestandteil des Arzneimittels: Ist das Schafgarbenkraut, bestehend aus den frischen oder getrockneten und zur Blütezeit geernteten oberirdischen Teilen von Achillea millefolium L. sowie deren Zubereitung in wirksamer Dosierung. Sowie Schafgarbenblüten (Doldenrispen), ebenfalls getrocknet, sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung. Enthalten ist ätherisches Öl und andere Stoffe, siehe oben.  In der internationalen Apothekersprache wird die Schafgarbe als Achilleae millefolii herba / Schafgarbenkraut bezeichnet. (herba steht für Kraut). 

Inhalts- und Wirkstoffe

Die Gemeine Schafgarbe ist eine wertvolle und altbekannte Heilpflanze. Das Kraut enthält bis zu 0,2% ätherische Öle. Je nach Standort oder Herkunft der Pflanze setzen sie sich unterschiedlich zusammen. Neben den ätherische Ölen wie Azulen, Chamazulen, Kampfer und 1,8 Cineol kommen noch Gerbstoffe und andere Stoffe vor. Das Chamazulen, ein entzündungshemmender Stoff, der auch in der Kamille enthalten ist. Er verleiht dem Öl eine tiefblaue Farbe. Insgesamt beruht die Wirkung der Schafgarbe auf einem Stoffgemisch verschiedenster Stoffe. Wobei die  Flavonoide die krampflösenden Eigenschaften hervorrufen und die  Dicaffeoylchininsäuren die choleretische Wirkung hervorrufen (Benedek et al. 2007)

Wie bei vielen Heilpflanzen so gilt auch hier: Nicht ein Inhaltsstoff alleine, sondern alle Inhaltsstoffe wirken in Kombination antibiotisch, krampflösend und entzündungswidrig. 

Anwendung & Wirkung

Bei Einnahme: Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden wie leichte, krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Der Schafgarbe werden choleretische (Gallenabsonderung fördernde), antibakterielle, adstringierende (zusammenziehende), antiphlogistische (entzündungshemmende) und spasmolytisch, sprich krampflösende Eigenschaften zugeschrieben.

lt. Pharmawiki sind ihre Anwendungsgebiete

In der Küche

Schon im Vorfrühling lassen sich die fein zerteilten Blättchen ernten. Auf gemähten Wiesen ist die Ernte frischer grüner Blättchen bis in den späten Herbst möglich. Ihre Blütezeit reicht von Juni bis Oktober.

Die Schafgarbe ist eine essbare Heilpflanze. Ihre Blättchen schmecken zartbitter, kampferartig und aromatisch. Roh sollten sie wegen ihrer Bitterstoffe sparsam wie ein Gewürz eingesetzt werden. Doch es sind eben auch diese Bitterstoffe, die für die Heilwirkung dieser Pflanze verantwortlich sind. In Speisen sorgen sie durch ihre gallensekretionsfördernde Wirkung für eine leichtere Verdauung und wirken magenberuhigend. Am Tellerrand ausgelegt oder in einer Wildkräutersuppe wirken ihre Fiederblättchen sehr dekorativ. Aus der Schafgarbe lassen sich in Kombination mit anderen Wildkräutern wie Brennnessel, Gundermann und Taubnessel „wilde“ Gewürzmischungen herstellen. Für Farbe und Duft sorgen Veilchen oder Kornblumenblättchen.

In der Hausapotheke – Schafgarbe als Tee

Gegen Magenschmerzen hilft ein Schafgarbentee aus 2 gehäuften TL Kraut, die mit ¼ L kochendem Wasser überbrüht werden. Etwa 15 min ziehen lassen und dann abseihen. Der bittere Geschmack der Schafgarbe wird gemildert, wenn man die Blätter mit heißem Wasser überbrüht und den Tee mit etwas Honig süßt.

"Die Schafgarbe ist eine beliebte, klassische Heilpflanze. Schon im Altertum soll die Schafgarbe zur Wundheilung und zur Stillung von Blutungen verwendet worden sein.  Als Arzneidroge werden oberirdische Teile der Heimischen Schafgarbe (Achillea millefolium) wie Stängel, Blätter und die Blüten genutzt. Schafgarbenblüten sind als Offenware oder in Form von Teemischungen in Apotheken und Drogerien erhältlich. Aus den Blüten werden auch Extrakte hergestellt, die in Fertigarzneimitteln, zum Beispiel als Tropfen und Tabletten, erhältlich sind. "Schafgarbe im Leib, tut gut jedem Weib" heisst ein altes Sprichwort. Die Heilpflanze wirkt hauptsächlich auf die Unterleibsorgane, bei Krämpfen und schmerzhaften Monatsregeln, gegen Verdauungsstörungen, bei Blähungen, Appetitlosigkeit und chronischer Verstopfung. Sie regt den Stoffwechsel an und damit die Blutbildung, steigert den Appetit und die Lebertätigkeit. Für einen heilenden Schafgarbentee braucht es einen Teelöffel geschnittenes Kraut, der mit einer Tasse kochendem Wasser angerührt wird. Der Tee soll 10 Minuten zugedeckt ziehen. Eine viertel Stunde vor den Mahlzeiten soll eine halbe Tasse Schafgarbentee getrunken werden. Gegen Unterleibskrämpfe wirken warme Wickel mit Schafgarbenabsud sehr gut. Die Blüten der Schafgarbe werden auch zur Pflege der Gesichtshaut in Dampfbädern eingesetzt. Ätherische Öle der Schafgarbe sind sehr kostspielig, aber eine wertvolle Rarität. Verdünnt kann man das Öl einsetzen für Massagen, Kompressen, Sitzbäder, Fussbäder und in der Duftlampe. Verdünnt auf Stirn und Nacken gerieben hilft es beispielsweise gegen Kopfschmerzen. Sammeltipps: In der Blütezeit schneidet man das ganze blühende Kraut etwa eine Handbreit über dem Boden ab. Dann bindet man kleine Bündel aus den Pflanzen und hängt sie mit den Blüten nach unten an einen trockenen, schattigen Ort. Sobald die Pflanzen trocken sind, zerkleinert man sie und bewahrt sie kühl, trocken und lichtgeschützt auf." Quelle: Hauenstein 

Quellen & Literatur

  • Apotheken-Rundschau
  • Benedek B., Kopp B. Achillea millefolium L. s.l. revisited: recent findings confirm the traditional use. Wien Med Wochenschr, 2007, 157(13-14), 312-4 Pubmed
  • Deutsche Apothekerzeitung: Schafgarbe und Kamille in der Wundheilung
  • Digitales Herbarium, die Schafgarbe (Quelle: Herbal Hunter)
  • Mayer, Johannes Gottfried ; Uehleke, Bernhard ; Saum, Kilian: Handbuch der Klosterheilkunde. München: Zabert Sandmann, 2002.
  • https://www.pflanzen-deutschland.de/Achillea_millefolium.html
  • PharmaWiki.ch
  • Schafgarbe.org
  • Stern, Cornelia; Ell-Beiser, Helga: Phytotherapie in Theorie und Praxis (ISBN 978-3-03800-870), at Verlag, 2022
  • Willige, Alexander: Studienbriefe Phytotherapie 1-9, Impulse e.V.
  • wikipedia

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